Maulkorb für Medien
Vatikan-Finanzchef ist nun ein verurteilter Pädophiler

Vatikan-Finanzchef George Pell ist von einem australischen Gericht wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen schuldig gesprochen worden. Doch die australischen Medien dürfen darüber nichts berichten.
Publiziert: 15.12.2018 um 13:25 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2018 um 13:47 Uhr
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George Pell im letzten Mai beim Verlassen des Gerichtsgebäudes in Melbourne – nun sprach ihn das Geschworenengericht am Dienstag schuldig wegen des Missbrauchs an Kindern.
Foto: AP

Kardinal George Pell (77) gehörte einst zu den einflussreichsten Kirchenleuten der Welt. Der Australier stieg in jungen Jahren zum Erzbischof in Sydney auf. Dafür liess er seine Karriere als vielversprechender Football-Spieler sausen. Pells Aufstieg erreichte 2013 einen ersten Höhepunkt. Papst Franziskus berief ihn in den zuvor eingerichteten Kardinalsrat. Anfang 2014 machte der Pontifex Pell dann inoffiziell zur Nummer drei des Vatikans: Er beförderte Pell zum Leiter des neugeschaffenen vatikanischen Wirtschaftssekretariats. Als Vatikan-Finanzchef amtete der Australier jedoch nur bis zum Juni 2017 – dann wurde er vom Papst persönlich von all seinen Aufgaben frei gestellt.

Was ist passiert? Pell wurde in Australien des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen bezichtigt. Er soll in den Neunzigern Chorknaben in der Kathedrale von Melbourne zum Oralsex gezwungen haben. Offenbar soll es bereits Missbrauchsfälle in den Siebzigern gegeben haben.

Schuldig aber keiner berichtet darüber

Seit Mai 2018 muss er sich in Melbourne einem Strafrechtsprozess stellen. Am Dienstag nun sprach ein Geschworenengericht den Kirchenmann schuldig. Darüber berichtet unter anderem die amerikanische Catholic News Agency – sie beruft sich dabei auf Informationen aus der direkten Umgebung des Kardinals. «Vatican Insider» berichtet, dass das Urteil erst im Februar 2019 öffentlich werde.

Aus Australien selbst hört man nichts über den Prozessausgang. Und das hat einen Grund. Über das Urteil darf in den in Australien zugänglichen Medien nicht berichtet werden. Dagegen wehrten sich einige australische Zeitungen in den letzten Tagen. Mit geschwärzten Titelseiten und der Schlagzeile «Zensiert» titelten sie. Nicht der Staat hat diese Zensur ausgerufen. Es war ein Richter, der eine «Suppression Order» verhängte, um ein faires und unbeeinflusstes Verfahren gegen den Angeklagten beim zweiten Prozess zu ermöglichen. Dieser soll im Frühjahr 2019 beginnen, um die Fälle aus den Siebzigern zu beurteilen. Somit soll es zu keiner Vorverurteilung kommen.

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Journalisten, die trotzdem über das Urteil von dieser Woche berichten, werden bestraft. Und zwar hart: Wegen Missachtung des Gerichts können sie im Gliedstaat Victoria zu bis zu fünf Jahren Gefängnis oder zu einer Geldstrafe von 96 714 australischen Dollar verhängt werden. Die Maximalstrafe für Medienunternehmen beträgt fast eine halbe Million Dollar.

Vatikan entlässt weitere Kirchenräte

Nur einen Tag nach Pells Urteil, verkündet der Vatikan, dass Papst Franziskus den Australier und zwei weitere Kardinälen bereits im Oktober aus dem Kirchenrat entlassen habe. Einer der Kardinäle ist  der frühere Erzbischof von Santiago de Chile, Francisco Javier Errázuriz. Er soll ebenfalls in einen Missbrauchsskandal verwickelt sein.

Der Pontefix selbst hat zum Urteil seines Finanzchefs und Vertrauten bisher keine Stellung genommen. Vatikankenner sprechen von einem grossen Verlust der Glaubwürdigkeit. Speziell auch für Papst Franziskus selbst, da er immer wieder für Null-Toleranz bei Missbrauch aufruft. (nbb)

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