Weit und breit keine Spur im Indischen Ozean von Flug MH370: Ganz egal, wo der Flieger ins Wasser stürzte, er muss in einem 90-Grad-Winkel aufgeprallt sein. So lautet die Theorie von Mathematikern der Texas A&M Universität in Katar, nachdem sie eine Reihe von Computersimulationen ausgewertet haben.
Wie ein Turmspringer, der kaum einen Tropfen Wasser aufspritzen lässt, scheint das Flugzeug bei dem Crash fast intakt geblieben zu sein. Keine Bruchstücke, nicht einmal ein Ölfilm konnte entdeckt werden. Das geht nur, wenn der Pilot die Maschine vertikal oder zumindest in einem sehr steilen Winkel vom Himmel fallen liess.
Mit Hochleistungsrechner fünf Landeszenarien erforscht
Die Flügel wären beim Aufprall sofort abgebrochen. Anschliessend sanken sie mit dem Jet wohl sehr schnell zum Grund des Ozeans. «Die Wahrheit über die letzten Momente von Flug MH370 wird wohl so lange ein Geheimnis bleiben, bis die Black Box endlich gefunden und ausgewertet worden ist», sagt Goong Chen, Chef des Experten-Teams.
Chen und seine Kollegen hatten mit einem Hochleistungsrechner fünf verschiedene Landeszenarien durchgespielt. Auch die Möglichkeit einer Notlandung im Wasser, wie sie Kapitän Chesley Sullenberger mit einem US-Airways-Flieger erfolgreich auf dem Hudson durchgeführt hatte, wurde untersucht. Doch dass sich dies auch bei MH370 ereignet haben könnte, scheint den Forschern unwahrscheinlich.
«Mit der Nase voran in den Ozean»
«Beim Aufprall eines grossen Flugzeugs auf dem offenen Indischen Ozean muss normalerweise mit Wellen gerechnet werden, die mehrere Meter hoch sind», so Chen. Dies würde ein Zerbrechen der Maschine und das Entstehen von Trümmerteilen verursachen. «Die Forensik spricht stark dafür, dass MH370 mit der Nase voran in den Ozean fiel.»
Womöglich wird die Wahrheit zu Flug MH370 für immer ein Geheimnis bleiben. Erst vor einer Woche hatten die Behörden mitgeteilt, dass die Suche nach dem Flugzeug so gut wie eingestellt ist. Auch wenn im gegenwärtigen Suchfeld keine Spur gefunden werden sollte, werde die Suche nicht auf andere Gebiete ausgedehnt.
Weitere Suche nur bei glaubwürdigen neuen Hinweisen
Im April hatte das Koordinationszentrum der Suchmannschaften unter australischer Führung noch mitgeteilt, dass das Suchgebiet notfalls auf die doppelte Grösse ausgedehnt würde. Die Regierungen der an der Aktion beteiligten Länder hätten sich jedoch darauf geeinigt, keine weiteren Suchmassnahmen vorzunehmen, solange nicht glaubwürdige Hinweise auf einen wahrscheinlichen Absturzort gefunden sind. (pom)