Die Weltgesundheitsorganisation hat wegen Affenpocken eine «Notlage von internationaler Tragweite» ausgerufen. In rund 75 Ländern seien bisher über 16'000 Fälle verzeichnet worden, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus an einer Konferenz.
Die WHO rief damit die höchste Alarmstufe aus, die sie bei einer Gesundheitsbedrohung verhängen kann. Praktische Folgen hat das nicht, denn die Regierungen entscheiden selbst über Massnahmen in ihren Ländern. Allerdings soll die Einstufung die Regierungen der WHO-Mitgliedsländer dazu bewegen, Massnahmen zu ergreifen, um den Affenpocken-Ausbruch einzudämmen. Sie sollen Ärzte und Kliniken sensibilisieren, bei Verdachtsfällen Schutzmassnahmen treffen und die Bevölkerung aufklären, wie sie sich vor einer Ansteckung schützen kann.
Nicht dasselbe wie bei Corona
Auch den Ausbruch des Coronavirus Sars-CoV-2 hatte die WHO am 30. Januar 2020 als Notlage deklariert. Das bedeutet aber nicht, dass die Menschen sich nun bei Affenpocken auf dieselben Massnahmen wie bei der Corona-Pandemie einstellen müssen. Während sich das Coronavirus durch Aerosole mit Virenpartikeln verbreitet, die Angesteckte beim Atmen, Sprechen oder Husten ausstossen, erfolgen Infektionen mit Affenpocken nach derzeitigem Wissensstand in der Regel durch engen Körperkontakt.
Die WHO richtet je nach Krankheit bei Bedarf Notfallausschüsse ein, die mit jeweils anderen Fachleuten besetzt werden. Zur Zeit gilt neben der Notlage internationaler Tragweite wegen des Coronavirus seit 2020 auch eine Notlage wegen Polio-Ausbrüchen (seit 2014).
In der Schweiz meldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitagabend total 229 Fälle von Affenpocken. (SDA/vof)