Nachdem sich Tausende Menschen in engen Strassen zu Halloween-Feierlichkeiten in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul versammelt hatten, brach eine Massenpanik aus. Nachdem zunächst die Rede von 130 Toten war, ist die Zahl der Todesopfer bei der Halloween-Tragödie in der Millionenmetropole Seoul am Montag auf 154 gestiegen. Vorwiegend junge Menschen in den Zwanzigern kamen ums Leben. Unter den Toten seien 26 Ausländer gewesen, wie die Feuerwehr am Sonntagmorgen (Ortszeit) mitteilte.
Bei dem Massenunglück in einem viel besuchten Ausgehviertel der südkoreanischen Hauptstadt wurden zudem 149 Personen verletzt, mehr als 30 von ihnen schwer.
Regierung will Ursache der Tragödie auf den Grund gehen
Zwei Tage nach der Massenpanik hat die Regierung eine gründliche Untersuchung zur Katastrophe angekündigt. Man wolle die Ursache des Unfalls herausfinden und die nötigen Massnahmen ergreifen, damit sich solch eine Tragödie nicht wiederhole, sagte Premierminister Han Duck Soo am Montag bei einer Sitzung im zentralen Hauptquartier für Katastrophenschutz und Sicherheitsmassnahmen. Zu diesem Zweck wolle die Regierung dafür sorgen, betroffene Einrichtungen und Systeme zu verbessern. Details waren zunächst nicht bekannt.
Augenzeugenberichten zufolge waren die Gassen rund um den Unglücksort derart voll, dass sich die Hilfskräfte nur schwer ihren Weg durch die Menschenmassen bahnen konnten. Ein Feuerwehrsprecher sagte der Nachrichtenagentur AFP, mehr als 140 Ambulanz-Wagen seien zum Ort des Geschehens entsandt worden. Die genaue Ursache der Tragödie ist noch unklar. Der Vorfall ereignete sich in der Nacht zum Sonntag (Ortszeit) im Viertel Itaewon.
«Wie in einem Grab übereinander geschichtet»
Fotos und Videos zeigten Menschen, die am Boden lagen und von den rund 400 Rettungskräften betreut wurden. Polizisten sperrten den Unglücksort in dem beliebten Ausgehviertel ab. Der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol (61) schickte nach Angaben des Präsidialamts ein medizinisches Katastropheneinsatz-Team zum Ort des Geschehens. Der Präsident wies ausserdem die Behörden an, Notbetten in nahegelegenen Spitälern zu sichern und rasche Rettungsmassnahmen und Behandlungen durchzuführen.
Die Nachrichtenagentur Yonhap zitierte einen Augenzeugen, der anonym bleiben wollte. «Die Menschen waren wie in einem Grab übereinander geschichtet», beschrieb der Zeuge die Szenen. «Einige verloren allmählich das Bewusstsein, während andere zu diesem Zeitpunkt schon tot aussahen.»
Seouls Bürgermeister Oh Se-hoon (61), der derzeit auf Besuch in Europa ist, soll laut Yonhap sämtliche geplante Termine abgesagt und seine sofortige Rückkehr angekündigt haben.
Über 100'000 Menschen an Halloween-Party
Das alljährliche Halloween-Fest ist eine der grössten öffentlichen Feiern in Seoul. Dieses Jahr fand die Veranstaltung statt, nachdem die Corona-Massnahmen weitgehend gelockert wurden. Laut Medienberichten zogen mehr als 100'000 Menschen ins Itaewon-Viertel, die meisten von ihnen in Halloween-Kostümen verkleidet.
Zur Tragödie in Südkorea äusserte sich Bundespräsident Ignazio Cassis (61). Er bekundete via Twitter sein Beileid an die Familien der Opfer und an alle Menschen, die von dem Unglück betroffen seien. «Ich bin in Gedanken mit den Menschen in Südkorea», schrieb Cassis. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach auf Twitter seine Anteilnahme aus. Frankreich stehe an der Seite des koreanischen Volkes, schrieb Macron. (AFP/SDA/bab/dzc)