Der Busfahrer Philippe Monguillot wurde am Sonntag brutal aus dem Leben gerissen. Der 58-Jährige wollte in der süd-west-französischen Stadt Bayonne mehrere Fahrgäste aus dem Bus schmeissen, weil sie keine Mundschutzmaske trugen und ohne gültige Billetts unterwegs waren. Der Mob verprügelte daraufhin den Franzosen und zwar so heftig, dass er bewusstlos zusammenbrach und später im Spital für hirntot erklärt wurde. Wie seine Tochter Marie der Nachrichtenagentur «AFP» mitteilt, sei er nun heute Freitag gestorben.
«Wir haben beschlossen, ihn gehen zu lassen. Die Ärzte waren dafür und wir auch», sagte sie. Die Ehefrau von Monguillot schrieb in den sozialen Medien: «Mein Mann starb um 17.30 Uhr, ruhe in Frieden meine Liebe.»
«Wir wurden in sekundenschnelle zerstört»
Als sie zusammen mit den gemeinsamen drei Töchtern (18, 21 und 24) in der Nacht auf Montag im Spital eintrifft, ist ihr Mann bereits hirntot. Nur eine Maschine hält ihn noch am Leben. «Wir berührten ihn, fühlten ihn, sprachen mit ihm. Sein Kopf war deformiert», sagt die Frau zu «Le Parisien». «Wir wurden in sekundenschnelle zerstört», erzählt sie unter Tränen.
Berichten zufolge kam es erstmals um 14 Uhr zu einer Auseinandersetzung mit mehreren Männern, die keinen Fahrschein hatten. Am Abend dann, als Monguillot mit dem Bus an der Haltestelle Balishon hielt, stieg ein Mann ohne Maske ein und gesellte sich zu vier weiteren Personen, die bereits im Bus waren. Darunter offenbar auch die Schwarzfahrer vom Nachmittag.
Im französischen ÖV gilt Maskenpflicht. Der Chauffeur soll die Gruppe darum aufgefordert haben, den Bus zu verlassen. Es kam zu einem lauten Wortwechsel. Dann eskalierte die Situation, und die Maskenverweigerer prügelten auf ihn ein. Als Monguillot zu seinem Sitz zurücklaufen wollte, hieb ihm einer der Schläger heftig auf den Kopf und der Chauffeur verlor das Bewusstsein.
Busfahrer hatte noch ein Jahr bis zur Rente
Die Polizei konnte am selben Abend einen 34-jährigen Mann festnehmen. Am Montag folgten vier weitere Verhaftungen.
Der Buslenker wäre in einem Jahr pensioniert worden. Das Ehepaar schmiedete bereits Pläne für die Zeit danach, wollte im September ein Wohnmobil kaufen. Damit wollten die beiden durch die Pyrenäen reisen.
Die Französin kann den schweren Schicksalsschlag immer noch nicht fassen. «Ich will mich nicht den Tatsachen stellen, ich fühle mich wie in einem Albtraum. Er kann nicht einfach so gehen, er war kurz davor, 59 Jahre alt zu werden. Wir werden meinen Mann zum Abschied küssen, wir werden uns verabschieden.»
Auch seine Tochter Marie (18) trauert. «Wir sind leer, wir haben keine Tränen mehr», sagt sie zu «Sud-Ouest». Ihr Vater sei ein «cooler Typ» gewesen, der jetzt «für ein Ticket» sterben musste.
Berufskollegen sind sprachlos
Die Fassungslosigkeit macht sich auch bei seinen Berufskollegen breit. Der 58-Jährige sei ein «integrer Typ» gewesen, der «keine Ungerechtigkeiten» ertrug. «Sein ganzes Leben hat er dagegen gekämpft, und nun mit dem Leben dafür bezahlt», sagt sein Kollege Joseph Uhart zu «Ouest-France».
Als Reaktion auf den Angriff auf ihren Kollegen machten Busfahrer des Verbunds von ihrem Recht Gebrauch, wegen hoher psychologischer Belastung ihre Arbeit temporär niederzulegen. Der Transport mit Bussen sei deshalb am Montag weitgehend lahmgelegt gewesen, berichtete «France Bleu». Für die Busfahrer wurde demnach psychologische Betreuung bereitgestellt.
Am heutigen Mittwoch soll ein «weisser Marsch» zu Ehren des Fahrers stattfinden. Organisiert von seiner Familie. «Dieser Marsch ist wichtig für mich, um wirklich zu erkennen, wie sehr Philippe geliebt und geschätzt wurde, auch wenn ich es schon lange weiss», sagt die Frau.
Ermittlungen wegen versuchten Mordes
Gegen zwei der Verhafteten wird wegen versuchten Mordes ermittelt. Zwei weitere müssen sich wegen unterlassener Hilfeleistung verantworten. Die 52-Jährige Frau des Opfers fordert Gerechtigkeit.
«Sie haben uns vernichtet. Sie haben Philippe zerstört, sie haben mein und das Leben meiner Kinder zerstört. Das können wir nicht akzeptieren.» (man)