Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen (46) ist in der Kopenhagener Innenstadt von einem Mann geschlagen worden. Die Tat ereignete sich am Freitagabend, wie das Büro der Sozialdemokratin der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Frederiksen sei «schockiert von dem Vorfall». Die Polizei bestätigte eine Festnahme, äusserte sich ansonsten aber nicht zu der Tat. Wie genau der Angriff auf dem Platz Kultorvet in der Altstadt ablief, blieb zunächst unklar. Auch zur Identität der festgenommenen Person oder zu deren Motiv wurden keine Angaben gemacht.
Die 46-Jährige habe bei der Attacke am Freitagabend ein «leichtes Schleudertrauma» erlitten, erklärte ihr Büro am Samstag. Frederiksen wurde nach dem Angriff zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht, wie ihr Büro weiter mitteilte. Die Termine der Regierungschefin für Samstag seien abgesagt worden.
Täter steht schon am Samstag vor Gericht
Der Tatverdächtige werde am Samstag in Kopenhagen von einem Richter befragt, der darüber entscheide, ob der 39-Jährige in Gewahrsam bleibe, teilte die Polizei im Onlinedienst X mit. Die Anhörung ist für 13.00 Uhr angesetzt.
Die Tat hatte sich am Freitagabend auf einem Platz im Zentrum der dänischen Hauptstadt ereignet. Zwei Zeuginnen sagten der Zeitung «BT», sie hätten Frederiksen um kurz vor 18.00 Uhr auf den Platz kommen sehen, als sie in der Nähe gesessen hätten. Ein Mann sei aus der entgegengesetzten Richtung gekommen und habe sie hart gegen die Schulter gestoßen, sodass sie zur Seite gefallen sei.
Es sei ein starker Stoß gewesen, Frederiksen sei jedoch nicht zu Boden gegangen. Anschließend habe sich die dänische Regierungschefin in einem nahe gelegenen Café hingesetzt, sagten die Zeuginnen weiter. Der Mann habe versucht wegzurennen. Er sei aber nicht weit gekommen, bevor Männer in Anzügen ihn gepackt und zu Boden gestoßen hätten.
Wie in anderen EU-Ländern auch läuft in Dänemark der Wahlkampf für die Europawahl am 9. Juni. Frederiksen unterstützte in den vergangenen Tagen die Kampagne der sozialdemokratischen Spitzenkandidatin Christel Schaldemose (56), so auch am Freitag. Der Angriff auf Frederiksen habe sich jedoch nicht in dem Zusammenhang ereignet, sagte Schaldemose der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau. Die Regierungschefin selbst äusserte sich zunächst nicht zu der Tat.
Politiker der Regierung und Opposition reagierten entsetzt auf die Attacke und erklärten sich solidarisch mit der 46 Jahre alten Ministerpräsidentin. Der konservative dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen (48) schrieb auf X: «Welch ein Schock. So ist Dänemark nicht. Wir überfallen unsere Ministerpräsidentin nicht.»
Von der Leyen spricht Opfer Mut zu
Auch aus der internationalen Politik gab es zahlreiche Reaktionen auf den Vorfall. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (65) schrieb: «Ich verurteile diese verachtenswerte Tat, die allem widerspricht, woran wir in Europa glauben und wofür wir kämpfen. Ich wünsche Dir Kraft und Mut – ich weiss, dass Du von beidem reichlich hast.»
Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson (60) betonte auf X: «Ein Angriff auf eine demokratisch gewählte Regierungschefin ist auch ein Angriff auf unsere Demokratie.»
Attacke mit Ansage
In der jüngeren Vergangenheit wurden mehrere Politiker in Europa auf offener Strasse angegriffen. Besonders grosse Aufmerksamkeit erregte die Attacke auf den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico (59), der am 15. Mai von einem Regierungsgegner mit mehreren Schüssen lebensgefährlich verletzt wurde.
Auch in Deutschland gab es mehrere Angriffe auf Politikerinnen und Politiker. So wurde in Dresden der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke (41) krankenhausreif geschlagen und zuletzt ein Kommunalpolitiker der AfD in Mannheim bei der Verfolgung eines Wahlplakate-Diebes mit einem Messer verletzt.