Er hat viele Namen aber nur ein Auge: Massimo Carminati (57) ist so gefährlich, dass er nicht persönlich am Prozess um seine Person erscheint. Bei einem Schusswechsel mit der Polizei verlor der 57-Jährige ein Auge und heisst seither «il cieco» (der Blinde). Seine faschistische Vergangenheit brachte ihm den Namen «il nero» (der Schwarze). Zusammen mit Salvatore Buzzi (59) «il rosso» (der Rote) gilt er als Kopf einer römischen Räuberbande.
Für Carminati und Buzzi gilt höchste Sicherheitsstufe. Beide sollen per Videokonferenz zugeschaltet werden, wenn heute in der Bunkeraula der römischen Strafvollzugsanstalt Rebibbia der Prozess gegen die «Mafia Capitale» (Haupstadt-Mafia) beginnt.
Der Monster-Prozess ist auf 146 Tage angesagt und dauert bis im nächsten Sommer. 46 Angeklagte müssen sich vor Gericht verantworten. Die Anklagepunkte lauten unter anderem auf Bildung einer mafiösen Vereinigung, Korruption, Wucher, irreguläre Auftragsvergabe und Erpressung.
Die «Mafia Capitale» soll über Jahre hinweg gegen Bestechungsgelder lukrative Aufträge für ihre Firmen an Land gezogen haben. Dabei ging es unter anderem um Abfallbeseitigung, den Betrieb von Flüchtlingsheimen, Parkreinigung oder Strassenbau.
Die «Mafia Capitale» war im Dezember 2014 mit einer ersten Verhaftungswelle aufgeflogen. Sie wird von den Ermittlern als eine in Rom unabhängig von den alten Mafia-Banden im Süden Italiens entstandene Organisation eingestuft. (mad/sda)