Männer drehen mit dem Messer durch
In China kommt es immer wieder zu Attacken auf Kinder

In der kommunistischen Volksrepublik sind Messerangriffe keine Seltenheit. Die Täter, meist Männer, zielen darauf ab, grösstmögliche Empörung hervorzurufen.
Publiziert: 02.10.2024 um 13:31 Uhr
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Aktualisiert: 02.10.2024 um 15:08 Uhr
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In Oerlikon lief am Dienstag ein grosser Polizeieinsatz.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Drei Kinder in Zürich bei Messerattacke verletzt
  • Messerangriffe in China häufig, besonders auf Kinder
  • Seit 2010 mindestens 34 Messerattacken gegen Kinder in China
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Sandra MeierJournalistin News

Panik am Berninaplatz in Zürich: Plötzlich zerreisst Kindergeschrei die Stille. Drei Buben im Alter von fünf Jahren werden am Dienstag bei einer Messerattacke verletzt, einer davon schwer. Der mutmassliche Täter: ein 23-jähriger Chinese. Das Motiv ist noch unklar.

In China sind Messerangriffe keine Seltenheit. Erst am Montag wurden drei Personen in einem Supermarkt in einem Vorort von Shanghai getötet und 15 verletzt. Häufig sind Kinder an Schulen oder Kindergärten Ziel der Angriffe. Im September wurde ein japanischer Schüler (†10) nur wenige Meter von seiner Schule in der südchinesischen Stadt Shenzhen entfernt von einem Angreifer erstochen. Im Juli 2023 ging ein Mann in der Zwei-Millionen-Stadt Lianjian mit einem Messer auf Kindergartenkinder los. Sechs Personen starben.

Die Täter: Meist Männer zwischen 20 und 40

Offizielle Statistiken gibt es nicht. Die Behörden geben in der Regel nur wenige Einzelheiten aus Ermittlungen bekannt. Die «NZZ» hat gestützt auf Medienberichte seit 2010 mindestens 34 Messerattacken gegen Kinder gezählt, 17 davon in den vergangenen fünf Jahren. Die Amokläufer sind in den meisten Fällen Männer im Alter von 20 bis 40 Jahren. Viele davon psychisch erkrankt. Die Angriffe zielen fast immer darauf ab, eine grösstmögliche Empörung hervorzurufen, schreibt die BBC.

Das repressive Sozialsystem der kommunistischen Partei hat zu einer «zunehmenden Atomisierung der Menschen» geführt, sagte Wang Yaqiu, China-Forschungsleiterin bei der NGO Freedom House gegenüber der «Financial Times». Die Möglichkeit, Unzufriedenheit mit der Gesellschaft oder der Regierung zum Ausdruck zu bringen, sind begrenzt. Isolierte Individuen könnten zu willkürlichen Gewalttaten greifen, um ihrer Wut und Entfremdung Ausdruck zu verleihen. «Die Wirtschaft spielt eine Rolle», fügte sie hinzu. «Wirtschaftskrisen machen das Leben sehr schwer und verursachen Unzufriedenheit.»

Männer stehen unter Druck

Wegen der anhaltenden Flaute im Immobiliensektor steckt Chinas Wirtschaft in der Krise. Die Arbeitslosigkeit lag im August bei 5,2 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit zuletzt bei über 17 Prozent. Die soziale Ungleichheit ist gestiegen. Und junge Männer stehen unter grossem Druck, beruflich erfolgreich zu sein, eine Eigentumswohnung zu haben und zu heiraten. Diejenigen mit niedrigem sozialen Status, die wenig verdienen oder arbeitslos sind, haben gemäss «BBC» kaum Aussichten, eine Partnerin zu finden. Zudem bleibt ein Grossteil der psychisch Erkrankten unbehandelt, wie die «NZZ» schreibt. Die Ressourcen würden fehlen und die sozialen Stigmata seien gross. 

Die chinesische Regierung hat die Sicherheitsvorkehrungen an Schulen und Kindergärten seit 2010 stark erhöht. Zäune umringen viele Bildungseinrichtungen. Sicherheitskräfte patrouillieren. Der Zutritt auf das Schulgelände ist selbst Eltern untersagt. Trotzdem können Angriffe nicht gänzlich verhindert werden. Mittlerweile gibt es gemäss BBC sogar einen Begriff dafür: Man nennt die Attacken «soziale Rache».

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