Mädchen will nicht zu seinen Eltern zurück
Das tragische Schicksal des gestohlenen Babys Zephany

Eine Südafrikanerin hat vor 17 Jahren ein Baby entführt und bei sich aufgezogen. Nun muss sie lange hinter Gitter. Doch das Opfer möchte keinen Kontakt zu seinen biologischen Eltern.
Publiziert: 21.08.2016 um 21:24 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:24 Uhr
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Zephany Nurse wurde als Baby gestohlen.

Eine südafrikanisches Gericht hat eine 52-jährige Südafrikanerin zu 10 Jahren Haft verurteilt, weil sie vor 17 Jahren ein Baby gekidnappt hatte. Hinter dem Urteil offenbart sich eine tragische Geschichte, wie «BBC» berichtet. 

Stellen Sie sich vor, Sie wachsen in einer glücklichen Familie auf und werden von Ihren Eltern liebevoll umsorgt. Sie freuen sich gerade auf Ihren 18. Geburtstag. Doch kurz zuvor erfahren Sie, dass Ihre Mutter Sie als Baby gestohlen hat und der Mann, den Sie 17 Jahre lang Papa nannten, nicht Ihr wirklicher Vater ist.

Das ist die Geschichte von Zephany Nurse. Zephany ist der Name, den ihr die biologischen Eltern nach ihrer Geburt in Kapstadt am 27. April 1997 gegeben haben. Den Namen, mit dem sie aufgewachsen ist, haben die Behörden zu ihrem Schutz nicht veröffentlicht. 

Das Baby verschwand nach 3 Tagen

Celeste Nurse, die biologische Mutter, blieb nur drei Tage mit ihrer Tochter vereint. Dann wurde die kleine Zephany über Nacht aus einem Spitalbett gestohlen. Trotz einer nationalen Suchaktion konnte sie nicht gefunden werden. Ihre Eltern hatten zwar weitere Kinder, gaben Zephany aber nie auf: Jedes Jahr feierten sie den Geburtstag der gestohlenen Tochter. Die drei jüngeren Kinder bliesen die Kerzen für ihre grosse Schwester aus, die sie noch nie getroffen hatten. 

Es sollte 17 Jahre dauern, bis die Eltern ihre Zephany durch einen Zufall wiederfanden. Als ihre 11-jährige Tochter in die erste Klasse an der High School kommt, bemerkt sie eine ältere Schülerin, die ihr bis aufs Haar gleicht. Die Eltern wurden misstrauisch und benachrichtigten die Polizei. Ein DNA-Test wies zweifelsfrei nach, dass es sich bei der älteren Schülerin tatsächlich um Zephany handelte. In all den Jahren hatte sie nur einige Kilometer entfernt gelebt. 

Täterin hatte mehrere Fehlgeburten

Im Gerichtsprozess wurde klar, dass die Täterin mehrere Fehlgeburten erlitten hatte und sich verzweifelt ein Kind wünschte. Doch die 52-Jährige gestand nicht, dass Baby gestohlen zu haben. Stattdessen behauptete sie, dass ihr das Kind an einem Bahnhof von einer Frau mit dem Namen Sylvia übergeben worden sei. Diese Frau ist aber unauffindbar. Die Richterin wies die Rechtfertigung der Kidnapperin als «Märchen» zurück und verurteilte die Täterin zu zehn Jahren Gefängnis.

Obwohl der Ehemann der Täterin die wahren Hintergründe erst letztes Jahr erfuhr, unterstützt er seine Frau nach wie vor. «Wir werden ihr immer dafür danken, eine wunderbare Mutter gewesen zu sein», sagt er zum südafrikanischen Newsportal iol.co.za. Für Zephany ist die Situation sehr belastend. Im März beschwerte sich die junge Frau in einem Statement via ihre Anwältin über die Medienberichterstattung: «Denken Sie nicht mal einen kleinen Moment daran, dass sie meine Mutter sein könnte? Es geht Sie nichts an, ob es wahr ist oder nicht.»

Zephany bleibt beim Ehemann der Kidnapperin

Der biologische Vater Morne Nurse sagte vor Gericht, dass das Verschwinden von Zephany letztlich seine Ehe zerstört habe. Das Ehepaar trennte sich im Februar 2015. Während der Gerichtsverhandlungen durfte Zephany ihre Kidnapperin nicht sehen und wurde mit ihrer biologischen Familie vereinigt.

Doch Berichten zufolge konnte das Opfer nur schwer eine Verbindung aufbauen und hat sich entschieden, für den Moment weiterhin beim Ehemann ihrer Kidnapperin zu leben. So bleiben nach dem Prozess eigentlich nur Verlierer zurück. (pfc)

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