Auf einmal war sie weg, durchgebrannt mit einem älteren Mann: Im Mai 2013 verschwand die damals 13-jährige Maria H.* aus Freiburg (D) – zusammen mit Bernhard Haase (58).
1944 Tage lang fehlte von dem Paar jede Spur. Sogar mit internationalem Haftbefehl wurde gefahndet. Doch erst Ende August 2018 tauchen die zwei wieder auf. Die italienische Polizei kann Haase verhaften.
Lebten in einer Ruine
Fünf Jahre lang lebte das Duo unentdeckt in Europa. Das ungewöhnliche Liebespaar gab sich als Vater und Tochter aus. Gemeinsam besetzten sie vier Jahre lang ein leerstehendes Haus in der sizilianischen Küstenstadt Licata. Sie hausten in einer Ruine. Keine Türen, keine Fenster, dafür ein Dach über dem Kopf.
Hier versuchten die zwei über die Runden zu kommen – auch mit Gelegenheitsjobs. Vor einem Supermarkt halfen sie Kunden zum Beispiel die schweren Tüten zu tragen. «Sie waren ordentlich gekleidet. Sie waren immer ruhig, haben nicht direkt gebettelt. Wir haben sie gefragt, ob sie was brauchten, kauften für sie Zucker, Brot, Milch und Fleisch», sagt eine Nachbarin zur «Bild».
Und nicht nur das: Der gelernte Elektriker Bernhard Hasse half im Supermarkt, wenn dort etwas mit der Elektronik nicht stimmte. Das angebliche Vater-Tochter-Gespann war beliebt in der Gemeinde. Eine ältere Dame berichtet: «Die beiden waren ganz herzlich, haben schnell Kontakt mit uns Einheimischen geknüpft. Sie gingen jeden Tag zum Mittagessen in die Kirche.»
Lief schreiend auf der Strasse herum
Niemand störte sich daran, dass Maria H. nicht zur Schule ging. Im Juli 2018 konnten sie und Haase sogar in eine Wohnung ziehen. Miete mussten sie keine bezahlen. Eigentlich sah es für das Paar gut aus. Doch Maria H. trennte sich plötzlich von Haase, verliess ihn – heimlich. Und kehrte nach fünf Jahren Verschwinden zu ihrer Familie zurück.
Bernhard Haase drehte nach der stillen Trennung offenbar durch. Anwohner erzählen, dass er schreiend durch die Strassen zog, sich auch sonst sehr auffällig verhielt. Die Polizei wurde alarmiert, wenig später klickten die Handschellen. Währenddessen veröffentlichte Maria H. ein Statement auf Facebook. Darin schrieb sie, dass sich Haase nach der Flucht ihr gegenüber immer schlechter verhalten hätte. Deswegen sei sie schliesslich geflüchtet. (jmh)