Nicolás Maduro (57) kommt weiter unter Druck. Venezuelas Staatschef kämpft nicht nur mit einer immensen Staatskrise, der brachliegenden Wirtschaft und einer rasant steigenden Anzahl von Corona-Fällen – sondern hat auch noch eine Anklage wegen Drogenhandels am Hals.
15 Millionen Dollar haben die USA auf den Präsidenten des südamerikanischen Krisenstabs ausgesetzt. Der Vorwurf: «Drogen-Terrorismus»! Trumps Aussenminister Mike Pompeo (56) erklärte, die Belohnung werde für Hinweise gezahlt, die zur Ergreifung des Präsidenten führten.
Venezuelas Staatschef will Trump bekämpfen
Maduro ist mächtig wütend. «Du bist ein Widerling, Donald Trump!», zürnte Maduro am Donnerstag (Ortszeit) in einer Fernsehansprache über den US-Präsidenten. Der linksnationalistische Staatschef nannte Trump auch einen Cowboy und Rassisten und beschuldigte ihn, in den internationalen Beziehungen auch Erpressungsmethoden anzuwenden.
Auf Twitter schimpfte er, die US-Regierung habe in einer «extravaganten, extremistischen und vulgären Aktion eine Reihe falscher Anschuldigungen erhoben». Er und seine Getreuen seien bereit «auf allen Gebieten zu kämpfen».
US-Justizminister Bill Barr (69) erklärte zur Begründung der Anklage, Maduro und weitere venezolanische Führungsvertreter hätten über 20 Jahre lang mit der kolumbianischen Farc-Guerilla zusammengearbeitet. Sie hätten durch diese Zusammenarbeit dafür gesorgt, das tonnenweise Kokain in die USA gelangt sei. «Das Maduro-Regime ist voller Korruption und Kriminalität», sagte Barr.
Machtkampf mitten in der Corona-Krise
Der venezolanische Aussenminister Jorge Arreaza (46) sprang seinem Chef zur Seite. Er erklärte, Trump greife mit der Anklage «einmal mehr das venezolanische Volk und seine demokratischen Institutionen» an. Es handle sich um den Versuch, «eine neue Form von Staatsstreich» zu begehen.
Der Zoff ist der Auftakt in einem neuen Kapitel um den Machtkampf in Venezuela. Die Trump-Regierung unterstützt den Oppositionsführer Juan Guaidó (36) und hat bereits eine Reihe von Sanktionen gegen die Maduro-Regierung verhängt.
Die US-Regierung erkennt Maduro nicht als rechtmässigen Präsidenten des Landes an. Stattdessen haben die USA ebenso wie mehr als 50 andere Staaten Guaidó als Staatschef anerkannt, der sich Anfang vergangenen Jahres selbst zum Übergangspräsidenten gekürt hatte.
«Ich bin bereit, alles zu tun»
Der selbsternannte Übergangspräsident hat sich zur Anklage gegen seinen Konkurrenten noch nicht geäussert – auf Twitter teilte er jedoch die Anklageerhebung. Angesichts der Corona-Krise, die Venezuelas ohnehin marodes Gesundheitssystem nicht bewältigen kann, versprach Guaidó am Donnerstag in eine Ansprache: «Um unserem Volk zu dienen, bin ich bereit, alles zu tun. Damit die Hilfe wirklich die Bedürftigsten erreicht, müssen seriöse und verantwortungsbewusste Organisationen sie leiten. Wir haben bereits Mittel für die multilateralen Organisationen zurückgewonnen, damit diese direkt Hilfe leisten können.»
Welche Organisationen gemeint sind, ist allerdings noch unklar. Dem Antrag Maduros auf einen Corona-Notkredit von fünf Milliarden Dollar hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) umgehend eine Absage erteilt, da viele IWF-Mitglieder Maduro nicht als legitimen Staatschef anerkennen. Das politische Tauziehen entscheidet somit auch über die Auswirkungen der Lungenkrankheit auf das Krisenland. (kin/SDA)