Machtkampf um den CDU-Vorsitz
Jetzt wirds schmutzig!

Der Kampf um die CDU-Führung ist voll entbrannt. Zuerst präsentierte sich gestern das Doppel: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Gesundheitsminister Jens Spahn. Dann der wütende Widersacher: Friedrich Merz. Nicht dabei – und trotzdem im Rennen: Norbert Röttgen.
Publiziert: 25.02.2020 um 21:55 Uhr
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Der Vorsitzende und sein Vize: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (r.) und Gesundheitsminister Jens Spahn stellten gestern ihren Plan für die Wahl des CDU-Chefs vor.
Foto: imago images/Reiner Zensen
Daniel Riedel

Der Machtkampf ist eröffnet – und startete gleich mit einem Affront. Weil ihr Rivale Friedrich Merz (64) seine Kandidatur für den CDU-Vorsitz gestern um 11 Uhr verkünden wollte, grätschte das Überraschungs-Duo aus Jens Spahn (39) und Armin Laschet (59) prompt dazwischen. Sie traten schon um 9.30 Uhr vor die Presse und warfen den Hut zuerst in den Ring.

Das Spezielle an der Konstellation: Der mächtige NRW-Ministerpräsident Laschet holt sich Gesundheitsminister Spahn nur als «zweiten Mann» ins Boot – sein Ex-Konkurrent stellt ab sofort keine eigenen Ansprüche mehr auf den Parteivorsitz, sondern überlässt Laschet den Vortritt. Spahn zu seinem Verzicht: «Wir befinden uns in der grössten Krise unserer Geschichte. Wer die Partei erhalten will, muss auf Gemeinsamkeiten setzen.» Eine vermeintlich edle Geste, die sich der Gesundheitsminister wohl noch gut bezahlen lässt. Denn Spahn gilt als potenzieller Kanzlerkandidat der CDU – gut, wenn der neue Vorsitzende dann ein echter Freund ist.

Laschet knöpft sich Merz vor

Neukandidat Laschet nahm sich in seinem Statement den direkten Widersacher vor: «Ich bedaure, dass trotz vieler Gespräche im Vorfeld sich nicht alle Kandidaten dem Teamgedanken anschliessen konnten. Da hat Friedrich Merz einen anderen Ansatz.»

Der Gescholtene trat direkt nach dem Laschet-Spahn-Coup vor die Presse. Sichtlich angefressen. Schon zu Beginn stellte Merz klar: «Wir haben seit heute einen offenen Wettbewerb.» Seinen neuen Konkurrenten nahm er direkt ins Visier: «Ich stehe für eine andere Politik als Laschet. Er steht für Kontinuität, ich für Aufbruch und Erneuerung.» Die vermeintliche Doppelspitze nannte er süffisant eine «Kartellbildung» und stellte klar: «Ich spiele hier auf Sieg und nicht auf Platz!»

Merz verzichtete auf Ministerposten im Kabinett Merkel

Dazu passt, dass Merz nach Informationen der «Bild»-Zeitung im Vorfeld seiner Kandidatur ein Ministerposten im Kabinett unter Merkel angeboten wurde. Die Kanzlerin ahnte wohl, dass ein offener Machtkampf der mächtigen Köpfe die Partei innerlich zerreissen könnte. Doch Merz nahm den Trostpreis nicht an. Er weiss die Umfragen im Rücken, auch innerparteilich kommt er als frischer Geist von aussen an.

Als heimlichen Gewinner des gestrigen Duells dürfte sich der frühere Umweltminister Norbert Röttgen (54) sehen. Er hatte in der letzten Woche die Gunst der Stunde genutzt und als Erster seine Kandidatur für den Parteivorsitz angekündigt. Eine kleine Gemeinheit konnte sich der Überraschungskandidat dann auch nicht verkneifen.

Spitze via Twitter

Noch während die Pressekonferenz des Duos Spahn/Laschet lief, verkündete Röttgen via Twitter, dass auch er eine zweite Person mit ins Team holt: eine Frau. Den Namen will er noch nicht verraten, aber die Spitze sass.

Bis zum Sonderparteitag und der Wahl des Vorsitzenden am 25. April dürfte die CDU also nicht mehr zur Ruhe kommen. Im Gegenteil: Das Umfragetief der Partei verspricht einen stürmischen Wahlkampf.

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