Nach Spekulationen über seinen Rücktritt hat der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu heute bekanntegegeben, das Amt des Chefs der Regierungspartei AKP abzugeben. Gestern traf sich Davutoglu mit Staatschef Recep Tayyip Erdogan. Nach Medienangaben kommt die regierende AKP noch im Mai zu einem ausserordentlichen Parteitag zusammen.
Über den Inhalt des 90-minütigen Gesprächs zwischen Davutoglu und Erdogan wurde nichts bekannt. Türkische Medien hatten zuletzt über einen Machtkampf zwischen den beiden mächtigsten Politikern des Landes berichtet.
Nach Einschätzung des «Hürriyet»-Kolumnisten Abdülkadir Selvi wollte die AKP-Führung den Ministerpräsidenten bei dem bevorstehenden Parteitag nicht erneut als Vorsitzenden nominieren. Laut den Statuten der Partei müsste er ohne Parteivorsitz auch sein Amt als Regierungschef räumen.
Davutoglu hatte vor zwei Jahren das Ministerpräsidentenamt und den Vorsitz der Regierungspartei AKP von Erdogan übernommen, als dieser ins Präsidentenamt wechselte. Erdogan ist aber nach wie vor der bestimmende Mann in Regierung und Partei.
Vergangene Woche schränkte die AKP-Führung gegen den Willen Davutoglus die Befugnisse des Vorsitzenden ein, was als Niederlage für den Partei- und Regierungschef gewertet wurde.
Laut Presseberichten denkt Erdogan darüber nach, Davutoglu durch Verkehrsminister Binali Yildirim oder Energieminister Berat Albayrak, einen Schwiegersohn des Staatspräsidenten, zu ersetzen. (SDA)