Luftschlag in Syrien
Drei iranische Generäle getötet – Teheran droht mit Vergeltung

Nach dem mutmasslich israelischen Luftschlag auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Syrien hat das iranische Staatsoberhaupt Chamenei mit Vergeltung gedroht.
Publiziert: 02.04.2024 um 04:50 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2024 um 12:22 Uhr
Nach dem Schlag gegen Irans Revolutionsgarden brachen Proteste in Teheran aus.
Foto: DUKAS

Bei dem Angriff auf die Konsularabteilung in der syrischen Hauptstadt Damaskus wurden am Montag zwei Brigadegeneräle und fünf Mitglieder der mächtigen Revolutionsgarden (IRGC) getötet. Am Dienstag äusserte sich das iranische Staatsoberhaupt Chamenai zum Angriff. «Das boshafte Regime wird durch unsere tapferen Männer bestraft werden. Wir werden dafür sorgen, dass sie dieses und ähnliche Verbrechen bereuen, so Gott will», sagte Ajatollah Ali Chamenei am Dienstag laut einer Mitteilung.

Zuvor verurteilte das iranische Aussenministerium die Attacke scharf und machte den Erzfeind Israel für den Angriff verantwortlich. «Die Islamische Republik Iran behält sich das Recht vor, Gegenmassnahmen zu ergreifen, und entscheidet über die Art der Reaktion», sagte Aussenamtssprecher Nasser Kanaani laut einer Mitteilung seines Ministeriums. Experten äusserten bereits die Sorge, dass einige im Iran den Angriff als Kriegserklärung werten könnten. Wie und ob Irans Staatsmacht reagiert, ist jedoch völlig offen.

Israels «Terroranschlag» aufs Schärfste verurteilt

Die ständige Vertretung des Irans bei den Vereinten Nationen sprach nach dem Vorfall von einem «eklatanten Verstoss gegen die UN-Charta, das Völkerrecht und das Grundprinzip der Unverletzlichkeit diplomatischer und konsularischer Einrichtungen.» In einer bei X veröffentlichten Stellungnahme rief die Vertretung den UN-Sicherheitsrat dazu auf, den israelischen «Terroranschlag» aufs Schärfste zu verurteilen und alle notwendigen Massnahmen einzuleiten, um weitere Angriffe zu verhindern. Unter anderem fordere der Iran eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrates zu dem Vorfall.

Bereits Ende Dezember wurde bei einem mutmasslich israelischen Luftangriff der iranische General Sejed-Rasi Mussawi, ein ranghohes IRGC-Mitglied, in einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus getötet. Irans Revolutionswächter reagierten damals Mitte Januar mit massiven Raketenangriffen als Vergeltung auf Ziele in Syrien und im Irak. Die Raketen flogen rund 1200 Kilometern weit. Dies wurde von Beobachtern auch als klares Signal an Israel gedeutet. Es wäre in etwa die gleiche Entfernung, die Raketen vom Westen des Landes aus benötigen, um Tel Aviv oder Jerusalem zu erreichen.

Irans Botschafter blieb unverletzt

Laut der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana wurde bei dem Angriff am Montag das Gebäude der Konsularabteilung unmittelbar neben dem Gebäude der iranischen Botschaft völlig zerstört. Irans Botschafter Hussein Akbari und seine Familie blieben Berichten zufolge unverletzt. Bei den Generälen handelte es sich um Mohammed-Resa Sahedi und seinen Stellvertreter Mohammed Hadi Hadschi Rahimi, wie die Revolutionswächter erklärten. Sahedi war laut der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim als Kommandeur der IRGC-Auslandseinheit für Operationen in Syrien und im Libanon verantwortlich.

Die islamistische Hamas, die sich nach ihrem Terrorangriff vom 7. Oktober in Israel mit dem Staat im Krieg befindet, nannte den mutmasslich israelischen Luftschlag in Damaskus ihrerseits einen «terroristisch-zionistischen Angriff» und bekundete ihre «uneingeschränkte Solidarität mit dem Iran und Syrien angesichts dieser brutalen Nazi-Aggression.» Die Hamas fordere den UN-Sicherheitsrat auf, «aktiv gegen die Besatzung und ihre verbrecherischen Anführer vorzugehen, um ihre Aggression gegen den Gazastreifen und die Region zu stoppen, die Öl ins Feuer giesst und die internationale Stabilität und Sicherheit untergräbt», hiess es in einer Stellungnahme der Gruppe in der Nacht zum Dienstag.

Proteste in Teheran

In der iranischen Hauptstadt Teheran versammelten sich im Stadtzentrum am späten Montagabend einige Hundert Regierungsanhänger zu spontanen Protesten, wie Augenzeugen berichteten. Die Menschenmenge forderte Rache für die Tötung der Generäle. Sie riefen unter anderem «Tod für Israel» und «Tod für Amerika».

Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien und will damit verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen wie die libanesische Hisbollah ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor knapp sechs Monaten haben die Angriffe zugenommen. Iranische Militärangehörige sind offiziell nur beratend in Syrien aktiv. Teheran gilt jedoch neben Russland als wichtigster Verbündeter der syrischen Regierung. Seit 2011 tobt ein Bürgerkrieg im Land.

Die Revolutionsgarden sind Irans Elitestreitmacht und gelten als deutlich schlagkräftiger als die reguläre Armee. Gegründet nach der Islamischen Revolution 1979 soll die Einheit einen Putsch verhindern und die Staatsideologie schützen. Die IRGC sind mit den sogenannten Al-Kuds-Brigaden auch im Ausland tätig. Israel gilt als Erzfeind der iranischen Staatsführung. (SDA)

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