Luftangriffe bedrohen 120'000 Vertriebene
Uno warnt vor Katastrophe in Syrien

Mehr als 120'000 Zivilisten sind wegen der Kämpfe im Südwesten Syriens nach Erkenntnissen von Beobachtern auf der Flucht. Uno-Menschenrechtskommissar Seid al-Hussein warnte am Freitag zugleich, wegen der Luftangriffe könnten zahlreiche Menschen zwischen die Fronten geraten sein. Es drohe eine Katastrophe.
Publiziert: 29.06.2018 um 17:06 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2018 um 17:43 Uhr
Bewohner rund um Daraa versuchen zu Fuss oder in jedmöglichen Fahrzeugen zu fliehen.
Foto: SANA

Der Südwesten zählt zu den wenigen Gebieten, die teilweise von Rebellen kontrolliert werden. Seit Mitte Juni haben Regierungstruppen mit Unterstützung der russischen Luftwaffe ihre Offensive insbesondere im Bereich der Grossstadt Deraa verstärkt. Das hat eine Massenflucht der Bevölkerung ausgelöst.

Gleichzeitig liegen den Vereinten Nationen dem Menschenrechtskommissar zufolge Berichte vor, wonach viele Menschen in der Konfliktzone feststecken. So würden Kämpfer der Terrormiliz IS es Zivilisten nicht erlauben, die von der Gruppe kontrollierten Gebiete zu verlassen. An einigen Kontrollpunkten der Regierung wiederum müssten Flüchtlinge Hunderte Dollar zahlen, bevor sie durchgelassen würden.

Die meisten Zivilisten versuchen nach Jordanien zu kommen. Das Land hat bereits 650'000 Bürgerkriegsflüchtlingen Zuflucht geboten und sieht sich nicht in der Lage, mehr Menschen aufzunehmen und hat die Grenze abgeriegelt.

Israel liefert Hilfsgüter in Grenzgebiet

Tausende zogen daher nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in Richtung der Golanhöhen, die die Grenze zu Israel bilden. Die israelische Armee teilte mit, dass die Zahl der Flüchtlinge in den Lagern auf der syrischen Seite in den vergangenen Tagen zugenommen habe.

Man habe daher weiter Hilfsgüter geliefert. In der Nacht seien in einer Spezialoperation in mehrere Lager 300 Zelte, 13 Tonnen Nahrung, 15 Tonnen Babynahrung, Medikamente sowie 30 Tonnen Kleidung und Schuhe über die Grenze gebracht worden.

«Tausende syrische Zivilisten, die vor Kampfhandlungen geflohen sind, leben unter ärmlichen Bedingungen in diesen Lagern in der Nähe der israelischen Grenze», hiess es in einer Stellungnahme der Armee. Es fehle ihnen oft an Wasser, Elektrizität, Nahrung und anderen grundlegenden Dingen.

Ins Land will Israel weiter keine Flüchtlinge lassen, wie Energieminister Juval Steinitz im Radio bekräftigte. Israel hat allerdings seit Beginn des Bürgerkrieges 2011 mehrere Tausend verletzte Syrer im Land behandelt.

Insgesamt sind sechs Millionen Menschen in Syrien auf der Flucht. 5,5 Millionen weitere suchen ihr Heil im Ausland. (SDA)

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