London will auch Weihnachten retten - und importiert 10'500 Fachkräfte
Den Briten geht der Sprit aus

Seit Brexit kämpfen die Briten mit Versorgungsengpässen. Jetzt wird selbst Benzin knapp. Es kam zu ersten Panikkäufen. Mit Tausenden Arbeitsvisa für ausländische Lastwagenfahrer will London das Weihnachtsfest retten. Selbst die Armee soll zum Einsatz kommen.
Publiziert: 27.09.2021 um 04:23 Uhr
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Aktualisiert: 27.09.2021 um 04:28 Uhr
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Trockene Zapfsäulen: Vielen Briten bietet sich derzeit dieses Bild.
Foto: Keystone

Angesichts eines akuten Arbeitskräfte-Mangels lockert die britische Regierung kurzfristig die Visabestimmungen für ausländische Lkw-Fahrer. Wie die Regierung am Samstag mitteilte, sollen bis zu 10'500 befristete Arbeitsvisa für Lkw-Fahrer und Fachkräfte aus anderen wichtigen Branchen wie der Geflügelzucht ausgestellt werden.

Die Corona-Pandemie und der Brexit hatten den Mangel an Lkw-Fahrern in Grossbritannien massiv verschärft. Weil in Grossbritannien Schätzungen zufolge rund 100'000 Lkw-Fahrer fehlen, war es zuletzt zu Engpässen an zahlreichen Tankstellen gekommen - viele Briten tätigten daraufhin Panikkäufe.

Am Samstag bildeten sich an vielen Tankstellen im Land erneut lange Schlangen. «Ich will nur tanken, um zur Arbeit zu kommen. Die Leute füllen einfach Kanister auf - es ist lächerlich», sagte der 56-jährige Mike Davey, als er im südenglischen Kent vor einer Zapfsäule wartete.

Panikkäufe setzen britische Tankstellen unter Druck

Panikkäufe wegen befürchteter Engpässe bei Benzin und Diesel haben Tankstellen in Grossbritannien stark unter Druck gesetzt. Nach Angaben des Branchenverbands Petrol Retailers Association haben mehr als die Hälfte der Mitglieder keinen Kraftstoff mehr.

Die Nachfrage liege um bis zu 500 Prozent höher, sagte Verbandschef Brian Madderson dem Sender BBC Radio 4. Es treffe vor allem Tankstellen, die nicht an Autobahnen liegen. «Zwischen 50 und 90 Prozent ihrer Zapfsäulen sind trocken, und diejenigen, die nicht leer sind, sind teilweise trocken und trocknen bald aus.»

Weil die Energiekonzerne Tankstellen an Autobahnen bevorzugt behandelten, bildeten sich dort lange Schlangen und Staus, sagte Madderson. Scharen von Autofahrern würden extra auf die wichtigsten Verbindungen fahren, um eine Tankstelle zu suchen.

Madderson sagte, die Massnahmen der Regierung, Arbeitsvisa für bis zu 5000 ausländische Lastwagenfahrer auszustellen, griffen zu kurz. «Vielleicht sehen wir später im Herbst die Vorteile, wenn die Fahrer hier sind und anfangen zu arbeiten, aber sehr kurzfristig hat dieser Panikkauf wirklich ernsthafte Probleme verursacht.»

Zuletzt hatten Energiekonzerne Dutzende Tankstellen geschlossen, weil sie sie nicht mehr mit Benzin und Diesel beliefern konnten. Daraufhin kam es landesweit zu Panikkäufen und langen Schlangen.

Nach Schätzungen des Branchenverbands Road Haulage Association fehlen bis zu 100'000 Lastwagenfahrer. Ein Grund ist der Brexit: Seitdem hemmen schärfere Einreiseregeln den Zuzug von Fachkräften. In der Folge kam es unter anderem zu Lücken in Supermarktregalen.

Madderson betonte, dass ausreichend Kraftstoff im Land vorhanden sei. Er befinde sich allerdings noch in den Terminals und Raffinerien und damit ausser Reichweite der Tankstellen und der Autofahrer.

Panikkäufe wegen befürchteter Engpässe bei Benzin und Diesel haben Tankstellen in Grossbritannien stark unter Druck gesetzt. Nach Angaben des Branchenverbands Petrol Retailers Association haben mehr als die Hälfte der Mitglieder keinen Kraftstoff mehr.

Die Nachfrage liege um bis zu 500 Prozent höher, sagte Verbandschef Brian Madderson dem Sender BBC Radio 4. Es treffe vor allem Tankstellen, die nicht an Autobahnen liegen. «Zwischen 50 und 90 Prozent ihrer Zapfsäulen sind trocken, und diejenigen, die nicht leer sind, sind teilweise trocken und trocknen bald aus.»

Weil die Energiekonzerne Tankstellen an Autobahnen bevorzugt behandelten, bildeten sich dort lange Schlangen und Staus, sagte Madderson. Scharen von Autofahrern würden extra auf die wichtigsten Verbindungen fahren, um eine Tankstelle zu suchen.

Madderson sagte, die Massnahmen der Regierung, Arbeitsvisa für bis zu 5000 ausländische Lastwagenfahrer auszustellen, griffen zu kurz. «Vielleicht sehen wir später im Herbst die Vorteile, wenn die Fahrer hier sind und anfangen zu arbeiten, aber sehr kurzfristig hat dieser Panikkauf wirklich ernsthafte Probleme verursacht.»

Zuletzt hatten Energiekonzerne Dutzende Tankstellen geschlossen, weil sie sie nicht mehr mit Benzin und Diesel beliefern konnten. Daraufhin kam es landesweit zu Panikkäufen und langen Schlangen.

Nach Schätzungen des Branchenverbands Road Haulage Association fehlen bis zu 100'000 Lastwagenfahrer. Ein Grund ist der Brexit: Seitdem hemmen schärfere Einreiseregeln den Zuzug von Fachkräften. In der Folge kam es unter anderem zu Lücken in Supermarktregalen.

Madderson betonte, dass ausreichend Kraftstoff im Land vorhanden sei. Er befinde sich allerdings noch in den Terminals und Raffinerien und damit ausser Reichweite der Tankstellen und der Autofahrer.

Regierung unter Druck

Der Grund für den Arbeitskraftmangel sind die schärferen Einwanderungsregeln seit dem Brexit. Nun wurden Sorgen laut, dass Lebensmittel für das Weihnachtsessen und Spielzeuge als Geschenke knapp werden könnten. Denn neben der Benzinknappheit gibt es auch Probleme bei Lebensmittellieferungen. In vielen Supermärkten bleiben Regale leer, führende Supermarktketten warnen vor einer Lebensmittelknappheit vor Weihnachten. Die Regierung von Premierminister Boris Johnson (57) geriet daher massiv unter Handlungsdruck.

Jetzt sollen 5000 Lkw-Fahrer auch 5500 Facharbeiter für die Geflügelverarbeitung Arbeitsvisa im Eilverfahren erhalten. Verkehrsminister Grant Shapps (53) sagte, die Ausnahmegenehmigung solle «sicherstellen, dass die Vorbereitungen für die Weihnachtszeit im Plan bleiben».

Den Ausschlag für die Kehrtwende der Regierung, die bis vor kurzem noch Visaausnahmen für Ausländer abgelehnt hatte, brachten offensichtlich Bilder von langen Schlangen an Tankstellen. Wegen der Lieferprobleme konnten Energiekonzerne Dutzende Tankstellen nicht mit Benzin und Diesel beliefern.

Tropfen auf einen heissen Stein

«Nach sehr schwierigen 18 Monaten weiss ich, wie wichtig dieses Weihnachtsfest für uns alle ist, und deshalb unternehmen wir diese Schritte zum frühestmöglichen Zeitpunkt, um sicherzustellen, dass die Vorbereitungen auf Kurs bleiben», sagte Verkehrsminister Shapps.

Wirtschaftsvertreter reagierten prompt, aber skeptisch auf die Ankündigung. Rund 10'000 Fachkräfte würden nicht ausreichen. Allein die Supermärkte benötigten mindestens 15'000 Lkw-Fahrer, damit die Geschäfte vor Weihnachten mit voller Kapazität arbeiten und Störungen oder Lieferprobleme vermieden werden, sagte Andrew Opie vom Einzelhandelsverband British Retail Consortium.

Auch die Präsidentin der Britischen Handelskammer, Ruby McGregor-Smith, kritisierte, die Massnahmen reichten bei weitem nicht aus. «Das ist, als ob man ein Lagerfeuer mit einem Fingerhut Wasser löschen will», sagte sie.

Einsatz der Armee

Das britische Verkehrsministerium betont, der Import von Arbeitskräften stelle keine nachhaltige Lösung des Problems dar. Helfen soll vielmehr ein Massnahmenpaket. So ist vorgesehen, dass Fahrlehrer der Armee dabei helfen, den enormen Rückstau an Fahrprüfungen aufzuarbeiten, der auch durch die Corona-Pandemie entstanden ist. Laut britischen könnten Soldaten auch zur Lieferung von Benzin eingesetzt werden.

Zudem werden rund eine Million Briefe an ehemalige Lastwagenfahrer verschickt, um sie von einer Rückkehr in den Beruf zu überzeugen. Geworben werden soll mit höheren Löhnen, fixen Arbeitszeiten und besseren Arbeitsbedingungen. Auch kostenlose Umschulungen werden angeboten. Insgesamt sollen 50'000 Fahrprüfungen pro Jahr zusätzlich möglich werden.

Während Wirtschaftsvertreter einräumen, dass der Brexit ein Grund für die angespannte Lage ist, weist die Regierung einen Zusammenhang zurück. Die Pandemie habe die Situation verschärft, sagte Minister Shapps. Zuvor habe es in Grossbritannien allerdings bereits Probleme gegeben. Shapps nannte eine alternde Belegschaft, niedrige Löhne und schlechte Bedingungen auf Autohöfen. (SDA/AFP/kes)

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