Auf einen Blick
- Israels Regierung plant Bevölkerungs-Verdoppelung auf besetzten Golanhöhen
- Das israelische Militär setzt seine Angriffe im Gazastreifen fort – die humanitäre Lage ist prekär
- Die Uno-Vollversammlung fordert sofortige Waffenrufe
Netanyahu spricht mit Trump über Syrien: kein Interesse an Konflikt
Israels Premierminister Benjamin Netanyahu hat mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump über die Lage im Bürgerkriegsland Syrien gesprochen und seine friedlichen Absichten bekräftigt. «Wir haben kein Interesse an einem Konflikt mit Syrien», sagte Netanyahu laut einer Mitteilung. Israels Vorgehen werde sich an den Gegebenheiten vor Ort orientieren. Syrien sei jahrzehntelang ein «aktiver Feindstaat» gewesen und habe Israel wiederholt angegriffen.
Das Bürgerkriegsland habe zudem anderen erlaubt, Israel von seinem Territorium aus anzugreifen. Auch habe Syrien dem Iran erlaubt, die Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon über sein Territorium zu bewaffnen. «Um sicherzustellen, dass sich dies nicht wiederholt, haben wir in den letzten Tagen eine Reihe intensiver Massnahmen ergriffen», sagte Netanyahu.
Streitpunkt Golanhöhen
Seit dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad vor einer Woche bombardierte Israel wiederholt strategische militärische Einrichtungen im Nachbarland. Zudem verlegte es Truppen in Gebiete jenseits der Waffenstillstandslinie auf den besetzten Golanhöhen. Diese rückten in eine sogenannte Pufferzone ein, die gemäss dem Waffenstillstandsabkommen von 1974 unter Uno-Überwachung steht. Nun will Israel die Besiedelung der Golanhöhen ausweiten. Arabische Länder verurteilten die Pläne.
Geiseln
Zudem sei es bei dem Gespräch mit Trump um die Bemühungen gegangen, eine Freilassung der israelischen Geiseln zu erreichen, die sich nach dem Massaker vom 7. Oktober vergangenen Jahres noch in der Gewalt der islamistischen Hamas befinden. «Wir werden uns weiterhin unermüdlich dafür einsetzen, dass alle unsere Geiseln, die lebenden und die verstorbenen, nach Hause zurückkehren», bekräftigte der israelische Premier. Rund 100 Geiseln werden nach israelischen Angaben noch von der Hamas festgehalten. Hamas verweigert auch die Herausgabe von Leichen von Geiseln.
Kameramann von Al Jazeera bei israelischem Angriff getötet
Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Flüchtlingslager im Gazastreifen ist laut dem Nachrichtensender Al Jazeera einer ihrer Kameraleute getötet worden. In einer Erklärung war von einer «gezielten Tötung» des 39-Jährigen in der Flüchtlingssiedlung Nusseirat im Zentrum des Gazastreifens die Rede.
«Al-Jazeera-Kameramann Ahmed al-Luh wurde heute, Sonntag, bei einem israelischen Bombenangriff getötet», teilte der Sender auf seiner arabischsprachigen Webseite mit. Der Sprecher der von der islamistischen Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde, Mahmud Bassal, bestätigte den Tod des Kameramanns.
Zudem seien bei dem Luftangriff drei Mitarbeiter der Behörde getötet worden, als ein Stützpunkt des Zivilschutzes in der Flüchtlingssiedlung beschossen worden sei. Die israelische Armee sagte auf Nachfrage, sie prüfe die Angaben.
Journalist in Gaza: Tote nach israelischem Angriff auf Schule
Bei einem erneuten israelischen Angriff auf eine Schule bei Khan Younis wurden nach Angaben eines palästinensischen Journalisten 20 Personen getötet und weitere verletzt. Das UNRWA-Gebäude habe vertriebenen Palästinensern Unterschlupf geboten, schreibt er auf X. Auf einem Video, das auf dem Kurznachrichtendienst veröffentlicht wurde, sind mehrere verletzte Kinder zu sehen, die aus dem Gebäude getragen werden. Draussen warten Krankenwagen.
Die Angaben liessen sich nicht unabhängig prüfen. Von israelischer Seite gab es zunächst keine Informationen zum Angriff.
Israels Regierung plant Bevölkerungs-Verdopplung auf den besetzten Golanhöhen
Das israelische Kabinett hat einen Plan zur Verdopplung der Bevölkerung auf den besetzten Golanhöhen einstimmig verabschiedet. Dies teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu am Sonntag mit. «Im Lichte des Krieges und der neuen Front in Syrien» handele es sich um eine «Entscheidung, die die Ortschaften auf den Golanhöhen und den Staat Israel stärkt», hiess es in der Erklärung.
Mehr als zehn Millionen Euro wurden für den Plan gebilligt. Saudi-Arabien verurteilte die Entscheidung Israels, die Besiedelung der Golanhöhen auszuweiten.
Hamas: Dutzende Tote nach israelischem Angriff in Gaza
Bei einem israelischen Angriff auf eine ehemalige Schule im nördlichen Gazastreifen sind nach Angaben des von der islamistischen Hamas kontrollierten Zivilschutzes mindestens 40 Menschen getötet worden. Das Gebäude in der Stadt Beit Hanun habe als Unterkunft für vom Krieg vertriebene Menschen gedient, sagte ein Sprecher. Viele der Opfer seien verbrannt. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Der Vorfall ereignete sich am Sonntagmorgen. Israelische Truppen sollen die ehemalige Schule umstellt und das Feuer eröffnet haben, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. In diesem Bericht war zunächst von mindestens 15 Toten die Rede. Der Zivilschutzsprecher sagte mehrere Stunden später, die Zahl der Todesopfer sei auf mindestens 40 gestiegen. Arabische Medienberichte hatten zuvor darauf hingewiesen, dass es keine Möglichkeit gab, Schwerverletzte abzutransportieren und medizinisch zu versorgen.
Das israelische Militär teilte auf seinem Telegram-Kanal mit, dass es in Beit Hanun eine Ansammlung von Hamas-Kämpfern gezielt angegriffen habe. Dutzende von Terroristen seien aus der Luft und bei Bodenoperationen getötet worden. Auch diese Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
«Antisemitische Rhetorik»: Israel schliesst Botschaft in Irland
Israels Aussenminister Gideon Saar hat die Schliessung der israelischen Botschaft in Irland angeordnet. Grund sei «die extrem antiisraelische Politik der irischen Regierung», teilte das Aussenministerium in Jerusalem mit.
Irland gehört zu den schärfsten Kritikern des israelischen Vorgehens im Gazastreifen. Irlands Aussenminister Micheál Martin hatte zuletzt von einer «kollektiven Bestrafung des palästinensischen Volkes durch die Absicht und die Auswirkungen der militärischen Aktionen Israels in Gaza» gesprochen, bei denen nach palästinensischen Angaben bisher fast 45'000 Menschen getötet wurden.
Irland hatte neben Spanien, Slowenien und Norwegen im Frühsommer Palästina als eigenständigen Staat anerkannt. Ausserdem hatte das Land sich zuletzt an die Seite Südafrikas gestellt, das Israel vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Völkermordes verklagt hatte, und wollte das Gericht auffordern, die Definition des Begriffs Völkermord noch zu erweitern.
«Die Taten und antisemitische Rhetorik Irlands gegen Israel basieren auf der Delegitimierung und Dämonisierung des jüdischen Staates und auf Doppelmoral», sagte Saar nach Angaben des Ministeriums. «Irland hat in seinen Beziehungen zu Israel alle roten Linien überschritten.»
Hisbollah-Chef: Versorgungsroute durch Syrien verloren
Der libanesischen Hisbollah-Miliz ist nach Worten ihres Anführers Naim Kassim durch den Sturz von Syriens Regierung der Versorgungsweg für Waffen weggebrochen. «Die Hisbollah hat den militärischen Versorgungsweg verloren», sagte Kassim in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. Das sei aber nur «ein kleines Detail» im weiteren Kampf gegen Israel. Die Miliz sei «flexibel», wichtig sei die «Kontinuität».
Der Iran war der zuvor wichtigste Unterstützer der Hisbollah und versorgte die stark bewaffnete Miliz unter anderem über den Landweg durch Syrien mit Waffen. Der Sturz von Machthaber Baschar al-Assad in Syrien, der ebenfalls mit Teheran verbündet war, ist deshalb auch ein schwerer Rückschlag für den Iran im Kampf gegen den erklärten Erzfeind Israel.
Offenbar mit Blick auf die von Islamisten angeführte Rebellenallianz in Syrien sagte Kassim: «Wir hoffen, dass die neue Herrschaft in Syrien Israel als Feind betrachten und die Beziehungen zu diesem nicht normalisieren wird.» Man werde aber kein Urteil über die Gruppe bilden, bevor diese klare Positionen bezogen habe.
Wohnhäuser in Flüchtlingslager getroffen – mehrere Tote in Nuseirat
Bei einem israelischen Luftangriff im zentralen Abschnitt des Gazastreifens hat es palästinensischen Angaben zufolge am Abend wieder viele Tote gegeben. Mindestens 25 Palästinenser seien im Flüchtlingsviertel Nuseirat ums Leben gekommen, hiess es aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen.
Demnach hatte Israels Militär dort Wohnhäuser getroffen. Später war in Medienberichten sogar von 33 Toten die Rede.
Palästinenser melden viele Tote bei Angriff in Flüchtlingsviertel
Bei einem israelischen Luftangriff im zentralen Abschnitt des Gazastreifens hat es palästinensischen Angaben zufolge am Abend wieder viele Tote gegeben. Mindestens 25 Palästinenser seien im Flüchtlingsviertel Nuseirat ums Leben gekommen, hiess es am Donnerstag aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen. Demnach hatte Israels Militär dort Wohnhäuser getroffen.
In späteren Medienberichten ist sogar von 33 Toten die Rede. Die Angaben lassen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldet, dass es neben den Toten auch Dutzende Verletzte in Nuseirat gegeben habe. Laut dem Bericht griff Israels Luftwaffe mehrmals ein Gebäude und nahestehende Häuser an. Aufnahmen in den sozialen Medien sollen zeigen, wie Sanitäter danach teils regungslose und blutende Verletzte in eine Klinik tragen.
Ein Sprecher des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes im Gazastreifen teilt mit, unter den Toten seien zehn Minderjährige. In der von Israel angegriffenen Gegend seien Vertriebene untergebracht. Insgesamt meldet Wafa im Laufe des Tages 70 Todesopfer bei israelischen Angriffen an verschiedenen Orten im Gazastreifen.
US-Gesandter meldet: Netanyahu offenbar bereit für Geisel-Deal
Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden (81) sieht nach einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu (74) Hoffnung auf ein Abkommen im Gaza-Krieg noch im Dezember. Der israelische Ministerpräsident sei bereit für einen Deal, sagte Jake Sullivan israelischen Medien zufolge in Tel Aviv.
Sein Ziel sei es, ein Abkommen über eine Waffenruhe sowie die Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln noch in diesem Monat abzuschliessen. Er glaube nicht, dass Netanyahu die laufenden Verhandlungen über ein Abkommen bis zur Amtsübernahme von US-Präsident Donald Trump (78) am 20. Januar hinauszögere, sagte er Berichten zufolge auf eine Journalistenfrage.
Laut Sullivan hat sich inzwischen die Haltung der Hamas verändert. Grund sei, dass die Islamistenorganisation auch angesichts des Abkommens über eine Waffenruhe im Libanon zwischen Israel und der Hisbollah isolierter sei als zuvor. Dies erhöhe die Chancen auf einen Deal weiter, zitierten Medien den US-Gesandten. Sullivan, der auch nach Ägypten und Katar reisen wird, mahnte in Israel zugleich mehr Hilfen für den Gazastreifen an. «Stellen wir sicher, dass Israel nicht für die dritte Hungersnot des 21. Jahrhunderts verantwortlich ist», zitierte die «Times of Israel» Bidens Berater. Hungernde Kinder gefährdeten Israel nicht, so Sullivan.