Linke Bewegung stoppt Rechtspopulist Salvini bei Regionalwahlen
Sardinen angeln sich den Triumph

In Emilia Romagna gewinnen die Sozialdemokraten. Die Rechtspopulisten schaffen nur Platz zwei, und die Fünf-Sterne-Bewegung stürzt ab – auch dank der «Sardinen».
Publiziert: 27.01.2020 um 23:17 Uhr
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Er ist und bleibt der Regionalpräsident der Emilia Romagna: Der Sozialdemokrat Stefano Bonaccini hatte den Segen der «Sardinen».
Foto: keystone-sda.ch
Myrte Müller

Die Umfragen im Vorfeld bliesen Matteo Salvini (46) mächtig Wind in die Segel. Der Chef der Lega sah sich bereits als Sieger der so wichtigen Regionalwahlen in der Emilia Romagna – und auf dem direkten Weg in die Regierung nach Rom. Ein Sturz des roten Bologna hätte möglicherweise eine Regierungskrise ausgelöst – und Neuwahlen provoziert (BLICK berichtete). Eine Chance für ein Comeback des Lega-Königs. Doch dann kam der Schwarm der Sardinen.

Die neue Anti-Populismus-Bewegung störte auf jeder Piazza, auf der Matteo Salvini seine Reden schmetterte. Über 40'000 schwärmten vor einer Woche die Piazza Maggiore in Bologna. Bürger mit Pappfischchen auf dem Kopf. Sie sind gegen Rassismus, gegen Ausländerfeindlichkeit. Und vor allem gegen Matteo Salvini.

Sardinen sorgten für hohe Wahlbeteiligung

Seit der ersten Demo am 14. November 2019 steigt die Zahl der Sardinen mit jeder Veranstaltung. Einst erfunden von vier Studenten während einer durchzechten Nacht, mausert sich die Bewegung zu einer ernsthaften politischen Kraft, die auch bei den Regionalwahlen in der Emilia Romagna fürs Zünglein an der Waage sorgte.

So siegt am Sonntag, entgegen allen Umfragen, der Sozialdemokrat und amtierende Regionalpräsident Stefano Bonaccini (53) mit 51,4 Prozent. Die Favoritin der Lega, Lucia Borgonzoni (43), schafft nur 43,6 Prozent. «Ein unendliches Dankeschön an die Sardinen», begeistert sich Nicola Zingaretti (54), der strahlende Chef der Sozialdemokratischen Partei (PD). Die hohe Wahlbeteiligung von 67 Prozent (doppelt so hoch wie im Jahr 2014) sei deren Verdienst, so Zingaretti weiter.

Grosse Verluste bei der Fünf-Sterne-Bewegung

Mehr noch als Salvini erleidet aber die Fünf-Sterne-Bewegung Schiffbruch. In der Emilia Romagna erreicht die nationale Regierungspartei magere 4,7 Prozent. In Kalabrien, wo zur gleichen Zeit gewählt wurde, schafft sie es mit nur 7,3 Prozent nicht einmal ins Regionalparlament. 2018 erreichten die Sterne im Süden noch 43 Prozent.

Der parteilose Regierungschef Giuseppe Conte (55) bleibt unter Druck. Denn Salvini gibt sich nicht geschlagen. Die Sterne sind gespalten und nach dem Rücktritt ihres Vorsitzenden, Luigi Di Maio (33), orientierungslos. Und die Sardinen haben Blut geleckt. Aus der Schnapsidee von ein paar Studenten könnte bald eine neue Volkspartei entstehen.

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