Das sagte auch ein Vertreter der international nicht anerkannten islamistischen Regierung in Tripolis, Mohamed Abdelsalam al-Kuwiri. Das Aussenministerium in Tunis gab in seiner Erklärung nicht an, wie viele Tunesier insgesamt diesen Monat in Libyen festgehalten wurden und wie viele am Samstag freigelassen wurden.
Ein Ministeriumsvertreter, der ungenannt bleiben wollte, sagte der Nachrichtenagentur AFP, insgesamt seien 245 Tunesier festgehalten worden, sie seien nun alle frei.
Die Freilassung der Tunesier erfolgte in Etappen. Laut dem Behördenvertreter Kuwiri bestand die letzte Gruppe aus 90 Tunesiern. Am Donnerstag seien bereits 71 Tunesier freigelassen worden. Tunis hatte seinerseits am 22. Mai die Freilassung von 102 Tunesiern bekanntgegeben, und die Behörden in Tripolis hatten tags zuvor erklärt, 42 Tunesier seien freigekommen.
In der international nicht anerkannten Regierung in Tripolis gehört Kuwiri einer Einheit an, die gegen illegale Einwanderung vorgeht. Er sagte der AFP, die Tunesier seien zur Überprüfung ihrer Papiere festgehalten worden. Der tunesische Konsul in Tripolis, Ibrahim Rezgui, hatte dagegen erklärt, die Entführer hätten ihre Geiseln gegen einen ihrer in Tunis inhaftierten Chefs austauschen wollen. Das Aussenministerium in Tunis hatte die Angaben des Konsuls nicht bestätigt.
Bei den Entführern soll es sich um Milizionäre des Islamistenbündnisses Fadschr Libya handeln, das mittlerweile grosse Teile von Tripolis kontrolliert und dort eine Parallelregierung unter Führung des islamistischen Politikers Omar al-Hassi eingesetzt hat. Die international anerkannte Regierung von Ministerpräsident Abdullah al-Thani und das Parlament sind nach Tobruk im äussersten Osten des Landes geflüchtet.
Die international anerkannte Regierung rief unterdessen die Weltgemeinschaft zur Unterstützung im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf, die den wichtigen Flughafen der Küstenstadt Sirte unter ihre Kontrolle gebracht hat. Die Regierung bat am Samstag auf ihrer offiziellen Seite im Online-Netzwerk Facebook um die Lieferung von Waffen, damit der IS an der geplanten Einnahme der lukrativen Ölfelder in der Region gehindert werden könne. Die Regierung hatte für den Kampf gegen die Dschihadisten bereits im Februar eine Aufhebung des UNO-Waffenembargos gefordert.
Seit dem Aufstand gegen den langjährigen Machthaber Muammar al-Gaddafi und dessen Tod im Jahr 2011 kommt das nordafrikanische Land nicht zur Ruhe. Die Organisation Islamischer Staat, die weite Teile des Irak und Syriens kontrolliert, profitiert von dem Chaos, um sein Einflussgebiet auszuweiten.