Libanon
Proteste und Tränengas im Libanon - Währung verfällt weiter

Im Libanon haben Dutzende Armee-Pensionäre gegen die sich weiter verschlechternde Wirtschaftslage und den politischen Stillstand demonstriert.
Publiziert: 22.03.2023 um 16:02 Uhr
Menschen demonstrieren in Beirut für bessere Bezahlung. Der Verfall der libanesischen Währung schreitet weiter rasant voran. Foto: Hassan Ammar/AP/dpa
Foto: Hassan Ammar

Sie versammelten sich am Mittwoch in der Hauptstadt Beirut vor dem Parlamentsgebäude und dem Sitz der Regierung, wie Augenzeugen berichteten. Sicherheitskräfte setzten demnach Tränengas ein, um Demonstranten vom Eindringen in gesicherte Bereiche abzuhalten. Augenzeugen zufolge wurden ein Demonstrant und ein Polizist verletzt.

«Wir können kaum für unsere Familien sorgen», sagte ein Protestler der Deutschen Presse-Agentur. «Mein Gehalt beträgt knapp 30 US-Dollar im Monat, während unsere Anführer in Europa Urlaub machen.» Ein anderer sagte, «Menschen verhungern» und es sei keine Lösung absehbar. «Alles in diesem Land ist zusammengebrochen.»

Das kleine Land am Mittelmeer befindet sich seit mehr als drei Jahren in der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Verschärft wurde diese durch die Corona-Pandemie und die verheerende Explosion im Hafen von Beirut im August 2020. Drei Viertel der Bevölkerung leben nach UN-Angaben inzwischen in Armut.

Die Inflation liegt bei 190 Prozent. Die örtliche Währung befindet sich im freien Fall. Allein am Dienstag verlor das libanesische Pfund 15 Prozent seines Werts gegenüber dem US-Dollar. Am Mittwoch waren 110 000 Pfund einen US-Dollar wert.

Am Mittwoch beschuldigten Demonstranten die führenden Politiker der Korruption und Veruntreuung ihrer Ersparnisse. Weil die Devisen ausgehen, erlauben Banken ihren Kunden nur noch begrenzte Abhebungen. Die Menschen kommen deshalb nicht mehr an ihre Ersparnisse in Dollar heran. Viele Libanesen haben Konten in der US-Währung. Staatliche Angestellte, darunter Angehörige der Armee und Polizei, werden im Libanon in Pfund bezahlt. Viele Supermärkte, Apotheken und andere Geschäfte zeichnen ihre Waren allerdings inzwischen in Dollar aus.

(SDA)

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