Plötzlich winkt den Griechen viel Geld. Wie gestern bekannt wurde, sind die Geldgeber bereit, Griechenland bis Ende November mit 15,3 Milliarden Euro (15,9 Mrd. Fr.) zu stützen. Das Hilfspaket von EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) würde bis dann verlängert.
Damit wäre ein Bankrott vorläufig vom Tisch. Voraussetzung ist, dass die griechische Regierung um Präsident Alexis Tsipras (40) auf die Forderungen der Geldgeber eingeht. Heute Nachmittag wird weiter verhandelt. «Die Zeit drängt. Griechenland muss sich jetzt mit den europäischen Partnern einigen. Sonst ist das Land am Dienstag bankrott», sagt Felix Brill (35), Chef der Beratungsagentur Wellershoff & Partners.
Will die griechische Regierung das Geld, wird sie einige bittere Pillen schlucken müssen. Im Raum stehen eine Rentenreform und höhere Steuern. Beobachter rechnen damit, dass in letzter Minute ein Deal zustandekommt.
Damit könnte der Ärger für die griechische Regierung erst richtig losgehen. Denn auch das griechische Parlament muss zum Deal Ja sagen. Dass es dies tut, ist alles andere als sicher. Tsipras’ Linksaussenpartei ist radikaler als ihr Ministerpräsident. Gut möglich, dass ihm die Partei die Gefolgschaft verweigert. Das muss allerdings nicht heissen, dass der Rettungsplan im Altpapier landet. «Die europafreundliche Opposition könnte Tsipras helfen, den Deal durchs griechische Parlament zu pauken», sagt der UBS-Ökonom Ricardo Garcia-Schildknecht (51) zu BLICK. Er beobachtet die Situation für die Grossbank. «In diesem Fall halte ich Neuwahlen in Griechenland für wahrscheinlich.» Das Angebot an die Griechen könnte Regierungschef Tsipras so das Amt kosten. Bankrott oder Regierungs-Aus? Dramatische Aussichten für Alexis Tsipras.