Die Rebellen nehmen immer mehr Quartiere von der libyschen Hauptstadt Tripolis ein: Schon 95 Prozent der Stadt seien in ihren Händen, teilen sie jetzt mit. Die Lage sei allerdings nicht stabil, es gebe zahlreiche Verluste.
Gekämpft wird in den verwinkelten Seitengassen der Stadt, wo sich noch immer Scharfschützen von Gaddafi-Truppen verstecken. Im Süden und im Zentrum der Stadt toben derzeit die Kämpfe. Gaddafis zweitjüngster und immer wieder totgesagte Sohn Khamis soll hier höchstpersönlich seine gefürchtete Brigade befehligen, berichten Rebellen.
Unklar ist aber vor allem eines: Wo ist Gaddafi, der «tollwütige Hunde des Nahen Ostens» selbst? Diplomaten vermuteten ihn im Bunkersystem unter seiner weitgehend zerstörten Residenz Bab al-Asisija in Tripolis. Hier soll es gemäss Agenturberichten heftige Kämpfe zwischen Rebellen und Gaddafi-treuen Soldaten geben.
Gaddafi: Schutz mit Schweizer Hilfe?
Unter dem Boden der jetzt zerstörten Residenz führen Gänge mit dicken Betonmauern zu verschiedenen Bunkern – ein hochkomplexes System, das einer kleinen Stadt ähnle, wie der ehemalige libysche Aussenminister Moussa Koussa berichtet.
Was für Ironie, sollte sich Gaddafi hier tatsächlich verschanzt haben: Denn das Bunkersystem wurde mit Schweizer Hilfe erbaut, wie bereits der berichtete. Hinter meterdicken unterirdischen Betonmauern soll es hier Fitnessräume, einen Swimmingpool, ja sogar einen Operationssaal geben.
Flüchtende Diktatoren wie Gaddafi wollen auf Luxus in harten Zeiten nicht verzichten, weswegen die sanitären Anlagen mit Wasserhahnen aus purem Gold ausgestattet sind. Das Schmuck- und Herzstück der unterirdischen Anlage aber soll das Beton-Beduinenzelt Gaddafis sein.
Nato soll neue Angriffe auf Bunker planen
Hierher führen alle Gänge, hier hielt sich der Wüstendiktator und Luxuscamper Gaddafi immer wieder gerne auf. Denn der langgezogene Raum mit Schreib- und Konferenztisch ist mit Fussmatten ausgelegt und Planen hängen an der Betondecke – so wurde das perfekte Ambiente eines Beduinenzeltes geschaffen.
Gaddafi und seine verbleibende Entourage könnten sich wochen-, ja monatelang verkriechen. Drauf wollen es die Rebellen und die Nato nicht ankommen lassen. Neusten Berichten zufolge sind wieder Luftangriffe auf das Gelände Bab al-Asisija und das darunterliegende Bunkersystem geplant. Die Rebellen warnen daher alle Anwohner, sich von dem Gebiet fernzuhalten. (gux)