Doriana Silva aus Brasilien, wohnhaft in Toronto, erhielt ein verlockendes Job-Angebot: Sie müsse mithelfen, die brasilianische Newssite von Ashley Madison zu erstellen, im Gegenzug erhält sie 34’000 Dollar Lohn.
Ihr Arbeitgeber war die Firma Avid Life Media, die Muttergesellschaft des Fremdgeh-Portals Ashley Madison. Das Motto der Firma: «Das Leben ist zu kurz. Gönn dir eine Affäre.»
Bald darauf bekam sie den Auftrag, in drei Wochen 1000 gefälschte Profile von Frauen zu erstellen. «Die Absicht dieser Profile war, heterosexuelle Männer auf die Website zu locken, damit sie dort Geld ausgeben», sagt Silva zu der Zeitung «The Sydney Morning Herald».
Der Haken: Die Dating-Profile gehörten niemanden, weder einer Mitarbeiterin von Ashley Madison, noch irgendeiner anderen realen Frau.
Klage vor Gericht fallengelassen
Doriana Silva war so unter Zeitdruck, dass sie vom vielen Tippen auf der Tastatur gesundheitliche Probleme davontrug. Sie bekam unerträgliche Schmerzen in den Handgelenken und in ihren Unterarmen. Bis heute ist es ihr nicht mehr möglich zu arbeiten.
Die Brasilianerin klagte gegen das Unternehmen und verlangte Schadenersatz – ohne Erfolg. Die Klage wurde vom Gericht fallengelassen.
Die Geschichte geriet in Vergessenheit, bis zum 15. Juli dieses Jahres. Hacker klauten die Datensätze der (potenziellen) Fremdgeher und veröffentlichten sie. In ihren Forderungen bezeichneten sie die Betreiber des Portals als Schwindler, denn: 90 bis 95 Prozent der Nutzer seien Männer, der Rest – alles Fake-Profile.
Rund 750 Millionen Franken Schadenersatz
Nun laufen die blossgestellten Männer Sturm: In einer Sammelklage verlangen sie rund 750 Millionen Franken Schadenersatz. Sie werfen Ashley Madison vor, nicht genug getan zu haben, um die sensiblen Nutzerdaten zu schützen, wie «Spiegel» schreibt.
Unter den Klägern ist Eliot Shore aus Ottawa, Kanda. Er habe sich nach dem Tod seiner Frau dort angemeldet, weil es ihm schwer gefallen sei, neue Kontakte zu knüpfen. Er findet es ungeheuerlich, sich dafür rechtfertigen zu müssen.
Sein Anwalt Ted Charney sagt, es sei nicht schwierig gewesen weitere Kläger für den Fall zu finden. (imk)