Es war ein Kampf auf Leben und Tod. Ein brutaler Kampf mit einem Grizzly-Bären. Lee Brooke (61) überlebte ihn. Wenn auch nur knapp. Ein Jahr verbrachte der Amerikaner danach im Spital. Sein halbes Gesicht hat er verloren. Atmen kann er heute nur noch mithilfe eines Schlauchs in seiner Luftröhre. Nun erzählt er dem US-Sender «CNN» vom schlimmsten Tag seines Lebens.
Es war im Oktober 2016. Brooke ist mit seinem Schwager George Neal und zwei Freunden auf Elch-Jagd in den Bergen des Bundesstaats Wyoming. Der mehrtägige Ausflug beginnt mit einem Erfolg, Brooke schiesst einen Elch. Doch als er am Tag darauf seine Beute abholen will, der Schock: Grizzly-Bären hatten das Tier für sich beansprucht.
Linke Körperhälfte zertrümmert
«Ich fühle immer noch das Adrenalin, wenn ich daran denke», sagt Brooke. Als er den Bären sah, kehrte er sofort um – wollte wegrennen. Doch das Tier attackierte ihn von hinten. Brooke fällt zu Boden. Der Bär beisst zu, der Rentner verliert das Bewusstsein. «Kurz bevor ich ohnmächtig wurde, sah ich meine Nase und meinen Schnauz neben mir auf dem Waldboden liegen», so Brooke.
Als er wieder zu sich kommt, sind die Knochen seiner linken Körperhälfte zertrümmert. «Meine letzte Überlebenschance war das Messer in meiner Hosentasche», sagt er. Brooke sticht mehrmals auf den Grizzly ein, bis dieser von ihm ablässt.
Brooke kann nicht mehr gehen, schreit um Hilfe. Sein Schwager findet ihn, die beiden schaffen es zur nächsten Telefonstation. «Brookes Nase und Schnauz nahm ich in meiner Tasche mit», erzählt Schwager Neal. Mit dem Helikopter wird der Jäger ins Spital in Englewood (Colorado, USA) geflogen.
Nase an den Arm angenäht
Für einen Monat wird er in ein künstliches Koma versetzt, muss mehrere Operationen über sich ergehen lassen. Sein zerfetztes Gesicht wird mit Knochen aus dem Bein teilweise rekonstruiert. Die Nase wird an seinen Arm angenäht, damit sie weiterhin durchblutet wird. Die Ärzte wollen sie in einer weiterführenden Operation rekonstruieren.
Neben den physischen Verletzungen erleidet Brooke ein psychisches Trauma. Seit der Attacke ist er arbeitsunfähig. Für die OP-Kosten haben seine Freunde und Nachbarn Geld gesammelt: «Ich weiss gar nicht, wie ich ihnen genug danken kann», sagt Brooke. (hah)