Boris Johnson plant «Freiheitspass» für Briten
0:55
Ohne Maske einkaufen:Boris Johnson plant «Freiheitspass» für Briten

Ohne Maske einkaufen – dank regelmässiger Corona-Tests
Boris Johnson plant «Freiheitspass» für Briten

Grossbritannien plant einen sogenannten Freiheitspass, der von Corona-Schutzregeln befreit. Wer sich impfen und regelmässig testen lässt und virusfrei ist, soll wieder ein normales Leben führen dürfen – und ohne Maske einkaufen dürfen.
Publiziert: 23.11.2020 um 01:54 Uhr
|
Aktualisiert: 23.11.2020 um 08:37 Uhr
1/10
Der britische Premier Boris Johnson will einen Freiheitspass einführen.
Foto: Keystone
Daniel Kestenholz

Die britische Regierung nennt ihn Freiheitspass, «freedom pass». Es ist ein Zertifikat, das es Menschen ermöglichen soll, nach der Einführung des Corona-Impfprogramms ein möglichst normales Leben zu führen. Zwei Covid-19-Tests pro Woche sind erforderlich, um den Freiheitspass zu erhalten, wie britische Medien vorab berichten. Ein grossangelegtes Impfprogramm und die Corona-Pässe sollen das Land zurück in die Normalität führen.

Solange Menschen nachweisen können, dass sie sich regelmässig auf das Coronavirus testen lassen, sollen sie sich wieder grösstmöglich frei bewegen können und keinen Einschränkungen unterliegen. Das will ein Plan von Premier Boris Johnson (56), der noch ausgearbeitet wird. Statt beim Betreten von Gebäuden Fieber zu scannen, würde der Pass gescannt – und Trägern grösstmögliche Freiheiten gewähren.

Wer sich als Covid-frei erweist, soll eine Karte, einen Brief oder ein Dokument erhalten, das womöglich auch auf dem Mobiltelefon gespeichert werden kann. Das Dokument soll zeigen, dass der Inhaber des Zertifikats kein Virusträger ist und sich frei bewegen darf. Das berichtet die britische Zeitung «The Telegraph».

Erst Impfprogramm, dann Freiheitspässe

Der Corona-Freiheitspass soll der Nation und Menschen helfen, zu einem normalen Leben ohne Einschränkungen zurückzukehren. Der Pass soll erhältlich sein, wenn das Impfprogramm Grossbritannien zu Beginn des neuen Jahres im grossen Massstab in Gang kommt.

Auf der Insel wird damit gerechnet, dass der gemeinsam vom US-Pharmamulti Pfizer und dem deutschen Biotechlabor Biontech entwickelte Impfstoff schon Ende dieser Woche die Zulassung erhält. Regierungskreise haben das Gesundheitswesen bereits angewiesen, ab 1. Dezember bereit zu sein, erste Impfdosen zu verabreichen.

Geimpften Inhabern des Corona-Passes wird es dann erlaubt sein, ohne Maske einzukaufen und auch maskenlos durch die Strassen zu gehen. Wer sich regelmässig testen lässt und Besitzer des Passes ist, soll auch frei ausgehen und zur Arbeit gehen können. Zudem gelten weder Distanzregeln noch Beschränkungen für Familienbesuche.

Leben ohne Sperrvorschriften

Der Plan, solche Corona-Freiheitspässe einzuführen, scheint sowohl unter Politikern auch in der breiten Bevölkerung Unterstützung zu finden. Jeremy Hunt (54), ehemaliger Gesundheits- und Aussenminister der Konservativen, sagte vergangene Woche, er unterstütze es, «Menschen, welche die Test- und Isolationsvorschriften erfüllen, einen Freiheitspass anzubieten, der die Verpflichtung zur Einhaltung von Sperrvorschriften aufhebt».

Die Regierung, so Hunt, müsse den Menschen einen Anreiz geben, sich testen zu lassen, um dann wieder normal einkaufen, arbeiten und spazieren gehen und ein weitgehend normales Leben führen zu können, sofern sie negativ seien.

Damit das System der Freiheitspässe funktioniert, wird die Regierung täglich Millionen von Tests durchführen müssen. Derzeit schafft das britische Gesundheitswesen jeden Tag eine halbe Million Tests. Ab Anfang nächsten Jahres sollen es täglich bis zu zehn Millionen Tests sein.

WHO äusserte Bedenken

Grossbritannien spielte schon während der ersten Corona-Welle mit Gedanken, sogenannte Immunitätszertifikate auszustellen. Damals war der Wissensstand rund um das Virus aber noch zu gering, um die Pläne zu konkretisieren.

Auch hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor der Ausstellung solcher «Immunitätspässe» gewarnt. Die Richtigkeit der Immunität sei nicht garantiert, hiess es. Solche Pässe könnten falsches Vertrauen erwecken und das Risiko einer Ausbreitung des Virus noch erhöhen.

Die Pässe sollen absolut fälschungssicher sein und Hologramme sowie Sicherheitstechnologie enthalten, wie sie auch bei Reisepässen verwendet werden. Laut britischen Medienberichten ist davon auszugehen, dass für Inhaber des Passes auch Reiseerleichterungen gelten.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?