Kurz vor Syrien
Putins Flotte geht der Most aus

Mit letzter Kraft schleppt sich Russlands einziger Flugzeugträger ins Mittelmeer. Möglich, dass der marode Kahn sein Ziel vor Syrien gar nicht erreicht.
Publiziert: 28.10.2016 um 20:13 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:08 Uhr
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Putins Kampfflotte geht das Benzin aus:Kein Tankstopp in Spanien

Die «Admiral Kusnezow» wird zum Gespött der Westens. Der einzige Flugzeugträger der Russen gilt als das marodeste Kriegsschiff der Welt. Das noch aus Sowjet-Zeiten stammende 306 Meter lange Schiff (Stapellauf 1985) wird durch Dampfturbinen angetrieben und ist daher wegen der immensen Rauchfahne meistens schon von weitem sichtbar.

Technische Probleme sind Alltag, Wasserverschmutzungen durch auslaufendes Öl ebenso. Das Schiff muss ständig von einem Schlepper begleitet werden, der als Pannenhilfe und Abschleppdienst einspringen kann.

Unterwegs nach Syrien

Seit elf Tagen ist eine von der «Admiral Kusnezow» angeführte Flotte von acht Schiffen unterwegs. Die Nato geht davon aus, dass der russische Verband die Bombardierung der syrischen Stadt Aleppo unterstützen soll.

Nach der Durchquerung des Ärmelkanals haben die Schiffe nun die Strasse von Gibraltar erreicht. Hier droht Putins Kriegsflotte Ungemach. Die Russen hätten eigentlich in Spanien ihre Schiffe zwischen dem 28. Oktober und dem 2. November auftanken wollen.

Von weither erkennbar: Die «Admiral Kusnezow» mit ihrer Rauchsäule.
Foto: KEY

Sowohl Nato als auch mehrere EU-Staaten zeigten sich entsetzt und bezeichneten den geplanten Tankstopp als «skandalös»: Die Nato will verhindern, dass Russland die Flotte zur Unterstützung der Bombardierung von Aleppo einsetzen kann.

Spanien ist in der Zwickmühle. Denn die Exklave Ceuta in Afrika würde am Besuch der Flotte gut verdienen: Der Besuch russischer Schiffe bringt rund 300’000 Euro ein. Darin enthalten sind Treibstoff, Anlegegebühren und die Ausgaben der Besatzung an Land. Seit 2010 haben 60 russische Kriegsschiffe Ceuta als Anlaufstelle benutzt.

Tankstopp abgesagt

Spaniens Dilemma hat sich nun von selber gelöst. Moskau hat seine Anfrage zur Betankung zurückgezogen. Der Grund ist unbekannt.

Woher die Flotte den benötigten Treibstoff erhält, ist ebenfalls unklar. Es ist jedenfalls sehr gut möglich, dass der marode Flugzeugträger sein Ziel vor Syrien aus eigener Kraft gar nie erreicht. Seis wegen Mangels an Benzin oder wegen eines neuen Defekts, der am alten Kriegsdampfer jederzeit auftreten kann. Das wäre ein herber Imageverlust für den säbelrasselnden russischen Präsidenten Wladimir Putin. (gf)

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