Die kleine Itzamara war erst einen Tag alt, als die Ärzte aus ihrem Bauch einen Fötus entfernen mussten. Es war ihre eigene Zwillingsschwester. Sie war statt im Uterus der Mutter in Itzamaras Bauch herangewachsen.
Dieses Phänomen wird als fetale Inklusion bezeichnet und kommt bei rund einer von 500'000 Geburten vor. Itzamaras Mutter, die Kolumbianerin Monica Vega (33), war bereits im siebten Monat schwanger, als ihr Geburtshelfer merkte, dass etwas nicht stimmte.
Fötus hat Kopf und Gliedmassen
Zunächst dachte er, das Baby hätte eine Leberzyste, einen gutartigen Tumor an der Leber. Erst ein Spezialist fand mithilfe eines 3D/4D-Ultraschallgeräts heraus: Die angebliche Zyste war ein winziges Kind.
Die Mutter konnte es nicht fassen. «Doktor, das ist doch unmöglich», sagte sie zum Spezialisten. Der Fötus war über eine Nabelschnur mit dem Darm der ungeborenen Itzamara verbunden, wie die «New York Times» schreibt. Doch der Fötus im Fötus war nicht überlebensfähig: Zwar hatte er einen runden Kopf und Gliedmassen, Herz und Gehirn fehlten aber.
Zwei Wochen nach der Diagnose musste Itzamara per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Zwilling im Bauch ständig weitergewachsen, drohte, ihre Organe zu zerdrücken. Der Fötus wurde deshalb am Folgetag entfernt.
Ungeborener Zwilling 45 Jahre unentdeckt
Eine fetale Inklusion passiert im Normalfall in der dritten Schwangerschaftswoche, wenn sich Zwillingsembryonen nicht vollständig teilen. Der grössere Embryo wächst so um den kleineren herum.
Der Zustand kann jahrelang unentdeckt bleiben. Bei einer Engländerin (45) etwa dachten die Ärzte zunächst, sie hätte einen grossen Tumor am Eierstock. Doch bei der Operation stellte sich der vermeintliche Tumor als Zwilling mit einem Auge, einem Zahn und schwarzen Haaren heraus. 24 Jahre trug sie den Fötus mit sich herum.
Die kleine Itzamara hat die Operation derweil gut überstanden. Sie ist gesund, hat nur eine kleine Narbe am Bauch. Genau wie ihre Mutter. (hah)