Im Kampf gegen die Türken schliessen sich in Syrien zwei Erzfeinde zusammen: In einer unheiligen Allianz wollen die kurdische Miliz YPG und Assads Regierungstruppen die im Norden einmarschierten Türken stoppen.
Bisher lagen sich die beiden Parteien in den Haaren: Der syrische Präsident Baschar Al Assad will das ganze Land wieder unter seine Kontrolle bringen. Die Kurden beherrschen aber im Norden des Landes schon grosse Teile, die sie auch weiterhin selber verwalten wollen.
Türkischer Einmarsch gegen «Terroristen»
Die türkische Armee war am 20. Januar unter der «Operation Olivenzweig» in Nordsyrien eingedrungen. Türkei-Präsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnet die YPG als Ableger der in der Türkei verbotenen Arbeiterpartei PKK und deshalb als «Terroristen». Er will sie von der Grenze zu seinem Land vertreiben, weil sie die Sicherheit in der Türkei bedrohe. Unterstützt wird er unter anderem von der Freien Syrischen Armee, die sich gegen die Regierung Assads stellt.
Bisher nahmen die Türken vor allem die syrische Stadt Afrin unter Beschuss. Am Wochenende gab es Berichte, wonach die Invasoren Giftgas eingesetzt hätten. Sechs Personen seien in ein Spital gebracht worden. Die Türkei bestreitet die Vorwürfe. Die türkische Armee selber hat 32 tote Soldaten zu beklagen.
Brenzlig würde es, wenn die Türken die Stadt Manbidsch angreifen würden. Da unterhalten die Amerikaner eine Basis, wo YPG-Soldaten für den Kampf gegen den IS ausgebildet werden.
Erdogan hat bereits gewarnt: Sollten sich die US-Truppen einem Angriff in den Weg stellen, müssten sie mit einer «osmanischen Ohrfeige» rechnen.
Wer kämpft gegen wen?
Die Lage in Nordsyrien ist verworren. Die Türkei spannt mit syrischen Rebellengruppen und der Freien Syrischen Armee zusammen, Russland und der Iran unterstützen den syrischen Präsidenten Assad, die USA stärken die Kurden.
Nahostexperte Erich Gysling sieht schwarz: «Durch das Eingreifen der Assad-Truppen in Afrin kommt es zu einer neuen Frontenbildung. Es droht eine weitere Eskalation!» Noch vor kurzem habe man damit rechnen können, dass sich die Lage in Syrien langsam beruhigen würde.
Nun gehe das Blutvergiessen von neuem los. Gysling: «Gefährlich wird es vor allem, weil sich der Konflikt mit dem Einmarsch der Türken weiter internationalisiert.»
Türken drohen
Die Türken machen keine Anstalten, sich zurückzuziehen. Gestern warnte Erdogans Aussenminister Mevlüt Cavusoglu in Richtung Assads Armee: «Wenn sie kommen, um die YPG zu verteidigen, dann kann niemand und nichts uns oder die türkischen Soldaten stoppen.»