Vor mehr als 15 Jahren kam der Schweizer C. M. (50) als Tourist nach Bolivien. Die Berggipfel der bolivianischen Anden liessen ihn nicht mehr los, er beschloss auszuwandern und gründete sein eigenes Unternehmen namens Andean Base Camp. Das Geschäft für Kletterausrüstungen lief gut, der Auswanderertraum war geglückt – bis über den 50-Jährigen plötzlich alles hereinbrach.
Ankläger war selbst Schuldner
Auf Antrag der bolivianischen Staatsanwaltschaft wurde M. am 25. Oktober verhaftet, wie die Zeitung «Página Siete» berichtet. Der Vorwurf: Er habe einen Safe mit 55'000 Dollar gestohlen. Es wurde kurzer Prozess gemacht: Obwohl der Schweizer seine Unschuld beteuerte, schickte ihn ein Richter noch am selben Tag hinter Gitter.
Wie sich herausstellte, kam die Anzeige ausgerechnet von einem langjährigen Freund, der M. selbst über 35'000 Dollar schuldet! Der Schweizer hatte dem Bolivianer über mehrere Jahre hinweg grössere Summen geliehen – Geld, das er nie wiedersah.
Verliert Frau und Wohnung
Vor vier Jahren geriet M. dann in finanzielle Not. Für sich und seine schwangere Frau wollte er ein Haus kaufen und bat seinen Freund, die Schulden zurückzuzahlen. Dieser war aber auch nicht flüssig und bot ihm daher eine Wohnung in seinem Mehrfamilienhaus in La Paz an. Der Schweizer willigte ein.
Doch kurze Zeit später ging seine Beziehung in die Brüche. Gemeinsam mit der kleinen Tochter schmiss ihn seine Frau aus der Wohnung. Er suchte sich ein eigenes Heim, lebte dort knapp zwei Jahre mit seinem Kind.
Im Juni dieses Jahres dann der Schock: In die Wohnung seines bolivianischen Freundes wurde eingebrochen. Es fehlte ein Safe, in dem 55'000 Dollar verschlossen waren. Der Verdacht fiel sofort auf M. Er soll der einzige gewesen sein, der von dem Safe gewusst habe.
Keine handfesten Beweise
M. wurde eingesperrt, seine Tochter ihm weggenommen. Handfeste Beweise gegen ihn gab es nie. Arbeitskollegen und Freunde starteten eine Kampagne auf Facebook, um seinen Fall bekannt zu machen. Der Plan ging auf: M. erhielt eine erneute Anhörung und wurde schliesslich am 10. November freigelassen.
Sein grösster Wunsch: endlich seine kleine Tochter wieder in die Arme schliessen zu können. Doch ob die Behörden ihm sein Kind zurückgeben, ist noch unklar. (hah)
* Name der Redaktion bekannt