«Kultursensibles» WC sorgt für Stink-Debatte
Willkommen auf dem Multikulti-Klo

Damit sich Muslime nicht diskriminiert fühlen, installiert ein Kölner Kulturzentrum ein spezielles WC. Dank der Erfindung sollen sich Flüchtlinge in Deutschland besser integrieren können.
Publiziert: 10.08.2017 um 21:50 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 03:57 Uhr
Diese Toilette soll im Kulturzentrum in Köln installiert werden.
Foto: Horst Rudel

Unisex-Toiletten sind immer noch im Trend. Mittlerweile achtet man bei der Wahl des richtigen Klos aber auch auf den kulturellen Hintergrund der Benutzer. Nach Berlin gibt es nun auch in Köln (D) «kultursensible Multifunktionstoiletten». Sie werden zurzeit bei der Sanierung eines Kulturzentrums installiert.

Dabei handelt es sich um eine Art Plumsklo, bestehend aus einer Keramikwanne mit zwei Fusssockeln, wie es in anderen Ländern heute üblich ist.

Wichtig: Die Multikulti-Toilette darf auf keinen Fall gegen die heilige Stadt Mekka im Osten gerichtet sein. «Nach Mekka kacken geht gar nicht», sagt Konrad Müller, Mitglied des Vorstands des Bürgerzentrums, im «Kölner Express». Deshalb werden die Plumsklos in Richtung Nord-Süd eingebaut.

Auch was die Reinigung nach dem Geschäft betrifft, funktionieren die «kultursensiblen Toiletten» nach einem anderen Prinzip. An Stelle von Klopapier wird ein Wasserschlauch verwendet.

Multikulti-Toiletten als Willkommensgruss

Unisex WCs wurden bereits in einigen deutschen Zügen installiert.
Foto: Konrad Staehlin

Die Aufregung war gross. Auch, weil Müller vom Bürgerzentrum mit flapsigen Aussagen Grund dazu gab. Die Idee dahinter ist aber nicht, Muslimen eine eigene Toilette zu geben. Verwenden dürfen sie nämlich alle. Der Verein wollte stattdessen «Menschen aus diesen Ländern» mit dem Stehklo das Gefühl geben, dass sie hier zu Hause sind.

Eine eher weniger gelungene Idee, wie die Reaktionen darauf zeigen. Wie ernst das Projekt gemeint ist, ist unklar. Viel gekostet hat es nicht: 100 Euro liegt der Mehraufwand. Vom Bürgerzentrum ist bekannt, dass es sich als «soziokulturelles Zentrum» mit Kultur und Kunst beschäftigt. Eine bewusste Provokation?

Vor einem Jahr gab es eine ähnliche Diskussion in Berlin. «Es ist eine Frage der Willkommenskultur, mit welchen Gefühlen man Menschen auf der Toilette alleine lässt», verteidigte damals ein Beamter der Arbeitsgruppe «Zurückdrängung kulturaffiner Diskriminierung» das Multikulti-Klo. Eine  Berliner Integrationsbeauftragter verteidigte es  im «Morgenmagazin» mit dem Argument, «dass kulturelle Bereicherung auch einer sinnlichen Wahrnehmung bedürfe». (sme)

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