Anneli, ein Mädchen aus wohlhabenden Verhältnissen, wird entführt, eine Lösegeldforderung wird gestellt - und trotzdem wird das Opfer umgebracht. Was für Laien völlig unverständlich klingt, ist für Krisennavigator Frank Roselieb (47), Direktor am Kieler Institut für Krisenforschung, nicht überraschend.
«Eine Entführung bedeutet für den oder die Täter eine sehr hohe psychische Belastung. Wird diese zu gross, kommt es leider oft vor, dass man sich des Opfers entledigt«, sagt Roselieb zu Blick.ch. «Das weitaus höhere Strafmass für Mord und die geplatzte Hoffnung auf Lösegeld sind dabei zweitrangig.»
Entführung ist Stress pur
Ein solches «Hochleistungsverbrechen» sei mit sehr viel Vorbereitung verbunden. So müsse das Opfer oft über längere Zeit beobachtet werden, ein passendes Versteck gefunden und die entführte Person über Tage und Wochen versorgt werden. Dies sei extrem stressig. «Leider ist es oft so, dass dadurch die Gefahr für das Leben junger Opfer und kleiner Kinder deutlich steigt», sagt Roselieb weiter.
Klares Täterprofil
Während bei Einbrüchen und Autodiebstählen die Täterschaft oftmals jung ist, sieht dies bei Entführungen anders aus. «Die Täter sind meist Senior-Verbrecher, zwischen 35 und 55 Jahre alt, selten Ersttäter und haben eine sehr hohe kriminelle Energie», so Roselieb. Diese seien eher bereit, bis zum Äussersten zu gehen.