Krise wegen Mord in Berlin
Deutsche und Russen weisen gegenseitig Diplomaten aus

Vor Monaten ist in einem Berliner Park ein Georgier mit einem Kopfschuss hingerichtet worden. Inzwischen hat sich der Fall zu einer diplomatischen Krise zwischen Deutschland und Russland ausgeweitet.
Publiziert: 12.12.2019 um 14:47 Uhr
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Spezialisten untersuchen den Tatort im Berliner Tiergarten.
Foto: AFP

Russland weist im Zusammenhang mit einem mutmasslichen Auftragsmord an einem Georgier in Berlin zwei deutsche Diplomaten aus. Die beiden müssten innerhalb von sieben Tagen das Land verlassen, teilt das Aussenministerium in Moskau am Donnerstag mit.

Die drastische Massnahme der Regierung in Moskau ist nur die neuste Entwicklung in einem Kriminalfall, der sich nach und nach zu einer diplomatischen Krise hochschaukelte. Die russische Regierung reagiere damit auf die Ausweisung russischer Diplomaten aus Deutschland, heisst es.

Vorwurf der mangelnden Kooperation

Tatsächlich erklärte das Auswärtige Amt in Berlin vergangene Woche zwei russische Diplomaten zu unerwünschten Personen. Deutschland wirft Russland vor, bei den Ermittlungen in dem Mordfall nicht ausreichend zu kooperieren.

Der deutsche Botschafter in Moskau wurde am Donnerstagmorgen ins Aussenministerium einbestellt. Der mutmassliche Auftragsmord in Berlin schlägt seit Wochen Wellen. Die deutsche Bundesanwaltschaft verdächtigt staatliche Stellen in Russland oder in der Teilrepublik Tschetschenien, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Die Behörde hat deshalb die Ermittlungen übernommen.

Russland weist Vorwurf zurück

Russland weist den Vorwurf einer Verwicklung in den Mordfall zurück. Dass die beiden Länder gegenseitig Diplomaten ausweisen, ist ein seltener Schritt und steht in der Rangfolge der möglichen Eskalationsstufen weit oben.

Das Mordopfer, ein 40-jährige Georgier, der in der russischen Teilrepublik Tschetschenien auf Seite der Separatisten gekämpft haben soll, wurde am 23. August im Berliner Tiergarten mit einem Kopfschuss von hinten getötet. Der mutmassliche Täter, ein Russe, wurde gefasst. Er sitzt seither in Untersuchungshaft und schweigt zu den Vorwürfen.

War Opfer für Terroranschläge verantwortlich?

Der russische Präsident Wladimir Putin bezeichnet den erschossenen Georgier als «Banditen» und «Mörder». Er soll nach seinen Angaben für einen Anschlag im Nordkaukasus mit 98 Toten und für einen Terrorangriff auf die Moskauer Metro verantwortlich sein. Den deutschen Behörden wirft Putin vor, den Mann trotz entsprechender Gesuche nicht ausgeliefert zu haben. Aus der deutschen Regierung heisst es, ein solches Ersuchen sei nicht bekannt.

Zwischen Deutschland und Russland gab es zuletzt im Frühling 2018 einen diplomatischen Konflikt, als im Streit um den vergifteten Ex-Agenten Sergej Skripal jeweils vier Botschaftsmitglieder ausgewiesen wurden. (SDA)

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