Kriegsverbrechen
Früherer serbischer Polizeikommandant wegen Srebrenica festgenommen

Sarajevo/Den Haag – Wegen Beteiligung am Srebrenica-Massaker hat die bosnische Justiz den bosnisch-serbischen Ex-Polizeikommandanten Milan Bogdanovic festgenommen. Der heute 65-Jährige stehe unter Verdacht, vor zwanzig Jahren an einer «gemeinsamen kriminellen Tat» mitgewirkt zu haben.
Publiziert: 15.12.2015 um 17:25 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:42 Uhr

Das teilte die Staatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen in Sarajevo am Dienstag mit. Bogdanovic befehligte demnach im Juli 1995 eine Polizeieinheit, die aus Srebrenica geflohene Muslime festnahm und der Militärpolizei übergab, die sie an die Orte der Massenhinrichtungen brachte.

Seine Einheit habe auch direkt an den Hinrichtungen mitgewirkt und Leichen in Massengräber gelegt, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Überdies wurde Anklage gegen den damaligen serbisch-bosnischen Offizier Srecko Acimovic erhoben, weil er in die Ermordung von mehr als tausend der insgesamt 8000 Srebrenica-Opfer verstrickt sein soll.

Der Kommandant des zweiten Bataillons der berüchtigten Zvornik-Brigade war mehrmals als Zeuge vor das UNO-Kriegsverbrechertribunal geladen worden und hatte dort unter anderem gegen den früheren Armeechef Ratko Mladic ausgesagt.

Acimovic selbst galt lange als einer der wenigen serbischen Offiziere, die sich geweigert hatten, an dem schlimmsten Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg mitzuwirken. Doch dann wurde er am 1. Dezember festgenommen.

Ebenfalls am Dienstag hob das UNO-Kriegsverbrechertribunal für das frühere Jugoslawien den Freispruch für zwei ehemalige Chefs des serbischen Sicherheitsdienstes auf. Zugleich ordnete die Berufungskammer in Den Haag einen neuen Prozess wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit an.

Die beiden 65-jährigen Angeklagten, Jovica Stanicic und Franko Simatovic, wurden direkt nach der Urteilsverkündung festgenommen.

Sie werden der Kriegsverbrechen an Zehntausenden Muslimen und Kroaten in Bosnien-Herzegowina und Kroatien von 1991 bis 1995 beschuldigt. Die Anklage hatte in erster Instanz lebenslange Haft gefordert. Stani?ic und Simatovic waren jedoch 2013 von allen Anklagepunkten freigesprochen worden, da eine direkte Verantwortung für Morde, Vertreibungen und Verfolgung nicht nachgewiesen worden sei. Dem widersprach nun die Berufungskammer: Beim ersten Urteil seien nicht die «korrekten rechtlichen Standards» zugrunde gelegt worden.

Unter dem damaligen jugoslawischen Staatspräsidenten Slobodan Milosevic war Stanicic der Leiter des staatlichen Sicherheitsdienstes und Simatovic sein Stellvertreter. Nach Ansicht der Anklage gehörten sie einer kriminellen Vereinigung an, die mit allen Mitteln ein «ethnisch reines Serbien» erreichen wollte. Die Verteidigung hatte stets angeführt, die Angeklagten verfolgten rein militärische Absichten.

Die Enklave Srebrenica war am 11. Juli 1995 von bosnischen Serben eingenommen worden, die Schätzungen zufolge 8000 bosnische Muslime ermordeten. Wegen des Massakers hat das UNO-Tribunal in Den Haag insgesamt 20 Verdächtige angeklagt, darunter Mladic und den früheren bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic.

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