Auf einen Blick
US-Präsident Donald Trump gibt der Ukraine die Schuld am Krieg
Wolodimir Selenski widerlegt Falschbehauptungen des Republikaners
Russischer Aussenminister Lawrow lobt «direkte Sprache» Trumps – und beleidigt Selenski
Selenski ist bereit zum Rücktritt
«Wenn es absolut notwendig ist, dass ich mein Amt verlasse, bin ich bereit, dies zu tun», hat Ukraines Präsident Wolodimir Selenski auf einer Pressekonferenz verkündet. «Ich kann es gegen eine NATO-Mitgliedschaft eintauschen - wenn es solche Bedingungen gibt, dann sofort, ohne lange Diskussionen», so der Präsident weiter.
«Ich konzentriere mich heute auf die Sicherheit der Ukraine und habe nicht die Absicht, jahrzehntelang an der Macht zu bleiben», erklärte Selenski. «Ich bin glücklich, wenn es für den Frieden in der Ukraine ist.»
Diese Äusserungen traf der 47-Jährige, nachdem US-Präsident Donald Trump ihn als «Diktator ohne Wahlen» bezeichnet hatte. Das ukrainische Gesetz verbietet Wahlen, wenn das Kriegsrecht gilt. Selenski wurde 2019 demokratisch zum Präsidenten gewählt.
Ukraine produzierte über 150 Haubitzen selbst
Die staatlichen Rüstungsbetriebe der Ukraine haben nach Angaben aus Kiew im vergangenen Jahr 154 Artilleriegeschütze selbst produziert. «Mehr als alle Nato-Staaten zusammen. Ich halte das für einen grossen Sprung», sagte Präsident Wolodimir Selenski bei einer Pressekonferenz. 2025 sei geplant, die Hälfte des Bedarfs an Rüstungsgütern selbst zu produzieren. Der Staatschef kündigte auch die Herstellung eines eigenen Flugabwehrsystems an.
USA will Rohstoffdeal ohne Militärgarantien
Ein mögliches Rohstoffabkommen zwischen der Ukraine und den Vereinigten Staaten beinhaltet nach Angaben der US-Regierung keine militärischen Sicherheitsgarantien. «Es enthält aber eine implizite Garantie, dass die Vereinigten Staaten von Amerika stark in die wirtschaftliche Zukunft investieren. Ich nenne es eine wirtschaftliche Sicherheitsgarantie», sagte US-Finanzminister Scott Bessent im US-Fernsehen.
Das Abkommen sei Teil der langfristigen Verhandlungsstrategie von US-Präsident Donald Trump für den Frieden zwischen der Ukraine und Russland.
Selenski sieht EU-Beitritt als ökonomische Sicherheitsgarantie
Ein EU-Beitritt der Ukraine ist für Präsident Wolodimir Selenski eine Art ökonomische Sicherheitsgarantie für sein Land. «Wenn wir von wirtschaftlichen Sicherheitsgarantien reden, dann ist das die Mitgliedschaft in der Europäischen Union für uns, erstens. Zweitens ist das die Finanzierung der ukrainischen Armee mit nicht weniger als 800'000 Soldaten», sagte das Staatsoberhaupt auf einer Pressekonferenz in Kiew. Das gelte so lange, wie die Ukraine nicht in das westliche Militärbündnis Nato aufgenommen werde.
Selenski äussert sich zu Verträgen mit USA
Der ukrainische Präsident zählt auf die Hilfe der USA, will aber keine Vereinbarungen mit Washington zum Nachteil der Ukraine. «Sicherheitsgarantien von Trump sind sehr nötig», betonte Selenski.
Auch Wirtschaftsvereinbarungen könnten Teil der Sicherheitsgarantien seien. Bei den Verhandlungen über einen US-Anteil an wertvollen Rohstoffen der Ukraine habe der erste Vertragsentwurf aber «nicht den Anforderungen entsprochen».
Man könne über vieles reden, auch über Gas und Öl. Gleichzeitig müsse klar sein, dass die Ukraine dafür Sicherheit bekomme, betonte der 47-Jährige.
Die USA wollten ihre Unterstützung der vergangenen Jahre im Nachhinein teils zu Krediten erklären. «Wir können Finanzhilfen nicht als Schulden anerkennen», sagte Selenski. Für weitere Hilfen könne die Ukraine aber bezahlen.
«Nach dem Ende des Kriegsrechts wird es Wahlen geben»
Selenski hat auf einer Pressekonferenz zahlreiche Äusserungen getroffen, nachdem Trump ihn als «Diktator ohne Wahlen» bezeichnete und Rückzahlungen für die geleistete Hilfe forderte. Eine Übersicht.
- Selenski erklärte: «Wir werden einen Weg finden, mit Amerika zu koexistieren. Ich werde kein Diktator werden, ich wurde gewählt», so der Präsident der Ukraine. «Nach dem Ende des Kriegsrechts wird es Wahlen geben, und die Ukrainer werden ihre Wahl treffen.»
- Waffen und technische Ausrüstungen im Wert von rund 15 Milliarden US-Dollar sind auf dem Weg in die Ukraine.
- Am Montag findet in Kiew ein Gipfeltreffen mit zahlreichen Partnern statt. 13 werden in Person teilnehmen, 24 werden online zugeschaltet sein. Selenski spricht von einem «möglichen Wendepunkt».
- Als Teilnehmer, die er am Verhandlungstisch haben möchte, nennt der Ukraine-Präsident die Ukraine, Europa, die USA und Russland.
- Zu Trump sagt Selenski: «Ich glaube, dass Trump dazu beitragen wird, den Krieg zu beenden. Trump ist nicht für immer Präsident, aber wir brauchen Frieden für viele, viele Jahre.»
- Laut Selenski fordern die USA einen Aufschlag von 100 Prozent auf die geleistete Hilfe. «Wenn die Vereinigten Staaten, unsere befreundeten Partner, im Kongress dafür stimmen, uns 50 Milliarden Dollar an Hilfe zu geben, sind wir verpflichtet, 100 Milliarden Dollar zurückzugeben», erklärt der Ukraine-Präsident. «Wenn die Vereinigten Staaten Waffen an Israel, Katar, die Emirate und Saudi-Arabien verkaufen, verlangen sie dann von ihnen einen Aufschlag von 100 Prozent? Ich werde nicht etwas unterschreiben, wofür 10 Generationen von Ukrainern später bezahlen werden.»
- «Die Ukraine hat 100 Milliarden Dollar an Hilfe von den Vereinigten Staaten erhalten, nicht 350 Milliarden Dollar», so der 47-Jährige. «Wir haben nicht 300, nicht 500, nicht 700, sondern 100 Milliarden Dollar von den Vereinigten Staaten erhalten. Ich erkenne die 100 Milliarden Dollar auch nicht an, wir haben mit Biden und dem Kongress vereinbart, dass es ein Zuschuss ist! Ein Zuschuss ist keine Schuld.» Trump verlangte von der Ukraine Rückzahlungen für die geleistete Hilfe in Form von fossilen Brennstoffen. Selenski lehnte ab, erklärte aber, dass man für zukünftige Hilfe bezahlen könne.
Ukraine meldet Rekord an russischen Drohnen
Die ukrainische Flugabwehr hat nach eigenen Angaben 267 russische Drohnenangriffe und damit einen Rekord seit Beginn des russischen Angriffskrieges vor drei Jahren verzeichnet.
Betroffen waren mehrere Regionen. Schäden habe es unter anderem in den Gebieten Kiew, Odessa, Dnipropetrowsk und Saporischschja gegeben. 119 Drohnen seien vom Radar verschwunden. Laut Ihnat gab es auch drei russische Angriffe mit Raketen vom Typ Iskander. Videos auf X sollen die Angriffe zeigen.
Bei einem russischen Raketenangriff in der südukrainischen Industriestadt Krywyj Rih starb nach Angaben der örtlichen Behörden ein Mann. Fünf Menschen seien verletzt worden. Zwölf Wohnhäuser, weitere Gebäude und auch Autos seien bei dem Angriff beschädigt worden, hiess es.
Allein in der Hauptstadt Kiew dauerte der Luftalarm laut Behörden sechs Stunden. Es seien zwei Häuser, Autos und das Dach einer Post beschädigt worden. Trümmerteile einer abgeschossenen Drohne seien auch im botanischen Garten Kiews gefunden worden, teilten die Behörden mit.
Trump: Abschluss eines Rohstoffdeals mit Ukraine ist nahe
Die Ukraine und die Vereinigten Staaten stehen nach Auffassung von US-Präsident Donald Trump kurz vor dem Abschluss eines Rohstoffabkommens. «Ich denke, wir stehen kurz vor einer Einigung, und das ist auch besser so, denn die Situation ist schrecklich», sagte Trump bei einer rechtskonservativen Konferenz in der Nähe der US-Hauptstadt Washington mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. «Ich möchte, dass sie uns etwas für all das Geld geben, das wir investiert haben», so Trump weiter.
Er monierte erneut, dass die europäischen Verbündeten weniger für die Ukraine machten und bei ihrer Unterstützung besser wegkämen. «Wir werden unser Geld zurückbekommen, weil es nicht fair ist», sagte der Republikaner. Er werde versuchen, den «Krieg zu beenden und dem Tod ein Ende» zu setzen. Die USA wollten aber gleichzeitig «seltene Erden und Öl, alles, was wir kriegen können» von der Ukraine, sagte er.
Tote nach russischen Luftangriffen in der Ostukraine
Infolge russischer Luftangriffe sind in der ostukrainischen Industriestadt Kostjantyniwka mindestens zwei Menschen getötet worden. Vier weitere wurden verletzt, wie der Gouverneur des Gebiets Donezk, Wadym Filaschkin, bei Telegram mitteilte. Nach den Luftangriffen vom Morgen sei die Suche nach Verschütteten noch im Gange.
Es seien zehn Mehrfamilienhäuser, 21 Einfamilienhäuser und mehrere Industriegebäude beschädigt worden. Filaschkin forderte die verbliebenen Bewohner auf, sich aus der nur etwa neun Kilometer von der Frontlinie entfernten Stadt in Sicherheit zu bringen.
Im benachbarten Gebiet Charkiw wurden zudem durch russische Drohnenangriffe in der Stadt Kupjansk und Umgebung mindestens drei Menschen verletzt. Russische Truppen haben sich der im Herbst 2022 befreiten Stadt wieder bis auf wenige Kilometer genähert.
Trump: Putin und Selenski müssen für Ende des Kriegs zusammentreffen
Für eine Beendigung des Krieges in der Ukraine müssen nach den Worten von US-Präsident Donald Trump sein russischer Kollege Wladimir Putin sowie sein ukrainischer Kollege Wolodimir Selenski zusammentreffen. «Präsident Putin und Präsident Selenski werden zusammentreffen müssen», sagte Trump am Freitag im Weissen Haus. «Denn wissen Sie was? Wir wollen das Töten von Millionen von Menschen beenden.»
Trump fügte hinzu, Kiew werde «hoffentlich in der nächsten Zeit» ein Abkommen unterzeichnen, das Washington bevorzugten Zugang zu den ukrainischen Bodenschätzen gewährt. «Sie sind sehr mutig, in jeder Hinsicht, die man sich vorstellen kann», sagte Trump über die Ukraine. «Aber wir geben unser Geld für ein Land aus, das sehr, sehr weit weg ist.»
Selenski verlangt US-Sicherheitsgarantien
Die US-Regierung strebt ein Wirtschaftsabkommen mit Kiew an, in dessen Rahmen die Ukraine den USA beispielsweise Seltene Erden im Gegenzug für die militärische Unterstützung des Landes liefert. Selenski hatte die Unterzeichnung dieses Abkommens am vergangenen Wochenende auf der Münchner Sicherheitskonferenz abgelehnt – mit der Begründung, dass es keine «Sicherheitsgarantien» für sein Land enthalte.
Trump äusserte sich am Freitag, nachdem er zuvor gesagt hatte, die Ukrainer hätten nichts in der Hand, was zu den Gesprächen über ein Ende des Krieges beitragen könnte.
«Nicht so gute Gespräche mit der Ukraine»
Er habe sehr gute Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geführt, aber «nicht so gute Gespräche mit der Ukraine», sagte Trump am Freitag vor US-Gouverneuren im Weissen Haus. «Sie haben nichts auf der Hand, aber sie spielen mit harten Bandagen. Aber wir werden nicht zulassen, dass das so weitergeht.»
USA bringen Uno-Gegenresolution zu Ukraine-Krieg ein
Vor dem dritten Jahrestag des russischen Einmarsches in die Ukraine bringen die USA nach Angaben von Diplomaten einen Resolutionsentwurf in die Uno-Vollversammlung ein, der Moskau nicht explizit als Aggressor nennt. Auch fordert das Papier keinen Rückzug russischer Truppen von ukrainischem Staatsgebiet.
Der kurze Text mit dem Titel «Der Weg zum Frieden», der «ein rasches Ende des Konflikts» in der Ukraine anmahnt und den Verlust von Menschenleben in dem Krieg bedauert, wird als Gegenentwurf zu einem Text zur Unterstützung Kiews gesehen.
Dieser war von der Ukraine gemeinsam mit der Vertretung der EU entworfen worden und sollte eigentlich am kommenden Montag vor dem grössten Uno-Gremium zur Abstimmung gestellt werden. Von den Vereinigten Staaten wurde dazu noch am Freitag eine Erklärung erwartet – die sich aber zunächst verzögerte.