Der unabhängige christliche Verein Open Doors, der die Lage von Christen in 70 Ländern beobachtet, warnt: «Zurzeit werden rund 100 Millionen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt. Es ist die grösste Christenverfolgung aller Zeiten.» Der Weltverfolgungsindex 2015 von Open Doors (siehe Kasten) zeigt, warum der Druck auf Christen steigt: Verantwortlich dafür ist der wachsende islamische Extremismus. Gegen Christen wird äusserst brutal vorgegangen: In Nigeria entführten Islamisten Schülerinnen und machten sie zu Sexsklavinnen, in Kenia wurden Buspassagiere ermordet, die keine Sure zitieren konnten.
Der Christenhass steigt aber auch in beliebten Feriendestinationen. Auf den Malediven wurde ein Schweizer Paar, das sein Ehegelübde erneuerte, von einem einheimischen Hotelangestellten während der Zeremonie beschimpft. Die Schweizer merkten es erst, als sie nachträglich das Video übersetzen liessen. Selbst in Katar, wo aktuell die Handball- und 2022 die Fussball-WM stattfinden, werden Christen unterdrückt.
Patrick Schäfer von Open Doors Schweiz mahnt daher zur Vorsicht: «Es ist besser, wenn man als Tourist in solchen Ländern die Einheimischen nicht provoziert.» Auch das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten warnt: «Es muss mit heftigen Reaktionen der Bevölkerung gerechnet werden.» Also lieber das Kreuz am Ketteli und das Kreuz-Tattoo auf dem Arm bedecken.
Eine direkte Gefahr für Ausländer sieht Schäfer nicht, solange sie sich in den Tourismusgebieten aufhalten. «Die Leute wissen, dass der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle für sie ist.»
Viel mehr als Touristen sind einheimische Christen von Verfolgungen betroffen. Oft erleben sie zwar keine körperliche Gewalt, dafür vermehrt Diskriminierungen. Open Doors schreibt: «Ziel ist, die christlichen Minderheiten im Geheimen zu zermürben und den christlichen Glauben zu zerstören.»
Soll man überhaupt in solchen Ländern Ferien machen? Christine Plüss vom Reiseportal Fairunterwegs.org: «Jeder Tourist muss sich informieren und überlegen, was er mit seiner Reise bewirkt, und ob er ein solches Land unterstützen will.»