«Krebs der Korruption»
Obama redet der Welt und Afrika ins Gewissen

US-Präsident Barack Obama hat die Weltgemeinschaft zu einer neuen Einstellung zu Afrika aufgefordert. Weil Afrika sich verändere, müsse auch die Welt «ihre Einstellung zu Afrika ändern».
Publiziert: 28.07.2015 um 17:56 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:04 Uhr
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Obama während seiner Rede am Sitz der Afrikanischen Union in Addis Abeba - er forderte die afrikanischen Staatschefs auf, ihre vorgesehenen Amtszeiten einzuhalten.
Foto: KEYSTONE/AP/EVAN VUCCI

Ein halbes Jahrhundert nach der Unabhängigkeit vieler afrikanischer Länder sei es «längst überfällig, alte Vorurteile von einem Afrika, das für immer in Armut und Konflikten feststeckt, beiseite zu legen.» Die Welt müsse vielmehr die «ausserordentliche Entwicklung Afrikas anerkennen».

Gleichzeitig müsse Afrika aber den «Krebs der Korruption» bekämpfen, mahnte Obama. Dies sei die wichtigste Voraussetzung, um das «wirtschaftliche Potenzial Afrikas auszuschöpfen».

Den Volkswirtschaften auf dem Kontinent gingen durch Korruption «Milliarden von Dollar» verloren, die in die Gesundheitsversorgung oder die Schaffung von Arbeitsplätzen investiert werden könnten.

Die wichtigste Aufgabe der Regierungen sei es, der nächsten Generation Chancen auf ein besseres Leben zu bieten - und nicht nur denen, die ohnehin schon reich seien. «Das wird ein enormes Unterfangen», sagte Obama.

Auf dem Kontinent müssten Millionen mehr Jobs geschaffen werden. «Die Zeit spielt dabei eine wesentliche Rolle - und die Entscheidungen, die heute getroffen werden, werden die Zukunft Afrikas für Jahrzehnte formen.» Die USA wollten Afrika bei den künftigen Bemühungen als gleichwertiger Partner zur Seite stehen.

Kritik übte Obama auch an machthungrigen afrikanischen Präsidenten. Wenn Präsidenten nach dem Ende ihrer Amtszeit nicht abtreten wollten, bringe dies «die demokratische Entwicklung Afrikas in Gefahr.»

Zuletzt hatte sich vor einer Woche der burundische Präsident Pierre Nkurunziza für eine dritte Amtszeit wiederwählen lassen, obwohl die Verfassung nur zwei Amtszeiten erlaubt.

«Ich verstehe das nicht», sagte Obama vor AU-Vertretern. «Ich liebe meine Arbeit, aber laut unserer Verfassung kann ich eben nächstes Jahr nicht nochmal antreten.» Obama mahnte: «Niemand sollte Präsident auf Lebenszeit sein.» Er selbst freue sich sogar darauf, die Macht an seinen Nachfolger abzugeben.

Während Obamas Rede gab es immer wieder Applaus und teilweise laute Jubelstürme. Mehrere Hundert Diplomaten, Politiker, Würdenträger und Journalisten waren in den nach dem früheren südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela benannten Plenarsaal gekommen.

Obama hielt zum Abschluss seines Besuchs in Äthiopien als erster US-Präsident eine Rede am Sitz der AU. Die Präsidentin der AU-Kommission, Nkosazana Dlamini-Zuma, würdigte den «historischen Besuch» Obamas als einen konkreten Schritt, um die Beziehungen zwischen der AU und den USA auszuweiten und zu vertiefen. «Ohne Afrika würde es heute kein Amerika geben», sagte sie.

Obama war am Sonntag als erster US-Präsident zu einem Besuch in Äthiopien eingetroffen. Das ostafrikanische Land ist ein wichtiger Verbündeter der USA in der Region, insbesondere im Kampf gegen die somalische Al-Shabaab-Miliz.

In Addis Abeba führte Obama am Montag politische Gespräche mit dem äthiopischen Ministerpräsidenten Hailemariam Desalegn. Der US-Präsident beriet zudem mit Vertretern von Staaten der Region über den schleppenden Friedensprozess im Südsudan.

Obama hatte zum Auftakt seiner Afrika-Reise Ende vergangener Woche zwei Tage lang Kenia besucht, das Heimatland seines Vaters. Am Dienstagnachmittag brach er mit der «Air Force One» wieder in Richtung Washington auf.

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