Sie plündern Läden und stürzen sich auf Polizisten, die ängstlich in ihren Fahrzeugen mit Blaulicht die Flucht ergreifen: In Spanien haben in der zweiten Nacht in Folge Chaoten für Unruhe gesorgt. Sie protestieren gegen die Einschränkungen des öffentlichen Lebens wegen der Corona-Pandemie.
In der Hauptstadt Madrid hatte es am Samstagabend zunächst eine friedliche Demonstration gegen die Einschränkungen unter dem Motto «Wir gehen auf die Strasse, das Volk hat es satt» gegeben. Als diese aufgelöst wurde, hätten sich kleinere gewalttätige Gruppen Strassenschlachten mit der Polizei geliefert.
Chaoten plündern Läden
Auf Fernsehbildern waren brennende Müllcontainer und Menschen zu sehen, die Steine schleuderten und Schaufenster einwarfen. Ein Video zeigt, wie zuerst ein Chaot, dann mehrere ein Loch ins Schaufenster eines Lacoste-Ladens schlagen, einsteigen und mit gestohlener Ware wieder aus dem Fenster steigen.
30 Personen seien festgenommen und drei Polizisten verletzt worden. Regierungschef Pedro Sánchez (48) warnte, die von «Unvernunft und Gewalt» geprägten Proteste einiger Weniger seien nicht hinnehmbar.
Polizei flieht
Auch in Barcelona gab es wieder gewaltsame Proteste, die nach einer Demo gegen Zwangsräumungen säumiger Wohnungsmieter ausbrachen. Dort sei ein Mensch festgenommen worden. In der Nacht zuvor waren bei Strassenschlachten mit nach Polizeiangaben vor allem rechten Hooligans 20 Polizisten und sieben Demonstranten verletzt worden, 15 Menschen seien festgenommen worden.
Weitere Proteste in der Nacht zu Sonntag mit vereinzelten Festnahmen und Verletzten wurden unter anderem aus den Städten Logroño, San Sebastián, Vitoria, La Rioja und Málaga gemeldet.
Der Polizei gelang es oft nicht, die Lage unter Kontrolle zu halten. Auf mehreren Videos ist zu sehen, wie Chaoten zu Fuss in Richtung Polizeiautos stürmen. Den Beamten bleibt nichts anderes übrig, als mit Blaulicht die Flucht zu ergreifen.
Spanien schwer getroffen
Spanien ist eines der von der Corona-Krise am schwersten getroffenen Länder Westeuropas. Am Donnerstag hatte das Parlament der Verlängerung des Alarmzustandes – der dritthöchsten Notstandsstufe – bis zum 9. Mai zugestimmt. 13 der 17 autonomen Gemeinschaften, die in etwa deutschen Bundesländern entsprechen, riegelten ihr Territorium für bis zu zwei Wochen ab.
In Katalonien dürfen die Menschen an den Wochenenden ihre Heimatorte nicht mehr verlassen. In vielen Städten wie etwa in Barcelona gelten nächtliche Ausgangssperren. Gaststätten, Kinos, Theater und Fitnessclubs sind geschlossen, nur Kindergärten und Schulen sind weiter offen. (SDA/gf)