Auf einen Blick
- 45 Serben wegen Terrorüberfall im Kosovo angeklagt
- Milan Radoicic führte den Angriff an und floh nach Serbien
- Vier Tote: Drei serbische Angreifer und ein kosovarischer Polizist
Die Sonderstaatsanwaltschaft im Kosovo hat 45 Serben angeklagt, die vor knapp einem Jahr an einem Terrorüberfall im Norden des kleinen Balkanlandes beteiligt gewesen sein sollen. Unter den Angeklagten sei auch Milan Radoicic (46), der die blutige Aktion angeführt hatte und zum damaligen Zeitpunkt ein bestimmender Politiker der Kosovo-Serben gewesen war, sagte der Leiter der Sonderstaatsanwaltschaft, Blerim Isufaj, in der kosovarischen Hauptstadt Pristina.
Am 24. September 2023 hatte ein 30-köpfiger, schwer bewaffneter serbischer Kommandotrupp in der Ortschaft Banjska bei Mitrovica Stellung bezogen und sich Kämpfe mit der kosovarischen Polizei geliefert. Dabei waren drei serbische Angreifer sowie ein kosovarischer Polizist getötet worden. Radoicic und die meisten anderen Angreifer flohen anschliessend nach Serbien. Radoicic bekannte sich wenige Tage später dazu, den Trupp angeführt zu haben.
Der Geschäftsmann gilt als enger politischer Verbündeter des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic (54). Die serbische Staatsanwaltschaft leitete nach dem Vorfall in Banjska Ermittlungen gegen ihn ein. Doch weder er noch sonst jemand aus dem nach Serbien geflüchteten Kampftrupp wurde dort bislang juristisch zur Verantwortung gezogen.
Sollte Radoicic Aufstand anzetteln?
Die kosovarischen Behörden vermuten, dass Radoicic einen bewaffneten Aufstand unter den Kosovo-Serben anzetteln wollte, um den fast ausschliesslich von Serben bevölkerten Norden des Kosovos an Serbien anzuschliessen. Darauf deute die grosse Anzahl von auch schweren Waffen hin, die der Terrortrupp bei seiner Flucht zurückliess, heisst es in Pristina.
Das heute fast ausschliesslich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 1999 mit Nato-Hilfe von Serbien abgespalten und 2008 für unabhängig erklärt. Mehr als 100 Länder, darunter Deutschland, erkennen die Unabhängigkeit an. Serbien hat sich jedoch bis heute nicht mit dem Verlust seiner einstigen Provinz abgefunden und fordert diese für sich zurück.