Konservativen-Konserve
Warum Ivanka Trump mit einer Büchse Bohnen posiert

Trump-Gegner und seine Fans zoffen um die grösste spanische US-Lebensmittelmarke. Dahinter steckt mehr als eine Geschmacksfrage.
Publiziert: 15.07.2020 um 14:10 Uhr
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Ivanka Trump wirbt für Goya-Bohnen.
Foto: Screenshot
Fabienne Kinzelmann

In den USA wird der nächste Krieg offenbar nicht um Wasser geführt, auch nicht um Öl oder Gold. Es geht um etwas viel Profaneres: Bohnen.

«Wenn es Goya ist, muss es gut sein», schreibt Ivanka Trump (38) gleich in zwei Sprachen – auf Englisch und Spanisch – zu einem Foto, das sie am späten Dienstagabend auf Twitter teilte. Darauf zu sehen: Die Präsidententochter, wie sie mit einer Büchse schwarzer Bohnen des US-Fabrikanten Goya posiert.

Möglicherweise hat sie damit das Werbeverbot verletzt, das für Mitarbeiter des Weissen Hauses gilt – Ivanka Trump arbeitet als Beraterin für ihren Vater. Ethik-Richtlinien verbieten es Regierungsmitarbeitern, ihr Amt für privaten Gewinn oder «für die Billigung eines Produktes» zu nutzen, schreibt das «New York Magazine».

Mit der platten Werbung für eine Konserve mischt sich die Präsidententochter aber vor allem in den Streit ein, der um das grösste spanische Lebensmittelunternehmen der USA tobt. Der Lebensmittelhersteller, dessen Werbeslogan Ivanka Trump in ihrem Tweet verwendet, steht heftig in der Kritik, seit sich CEO Robert Unanue quasi als Trump-Fan geoutet hat.

Unanue schmeichelte Trump

Bei einem Besuch im Weissen Haus verglich der Spanier Trumps Karriere mit der seines Grossvaters, der Goya laut Firmenlegende 1936 mit nur einem US-Dollar gegründet hat. Damit nicht genug. Unanue forderte auch noch zum Gebet für den US-Präsidenten auf und lobte: «Wir sind alle wirklich gesegnet, eine Führungsperson wie Präsident Trump zu haben!»

Was bei Donald Trump (74) flugs einen begeisterten Tweet («Ich liebe Goya!») zur Folge hatte, löste an anderer Stelle riesige Empörung aus. Goya-Produkte wie Marinade oder eben Bohnen fehlen in den USA bei nahezu keiner lateinamerikanischen Einwandererfamilie im Vorratsschrank – also bei jenen Teilen der Bevölkerung, die Trump schon als «Vergewaltiger» und «Kriminelle» bezeichnet hat.

AOC unterstützt den Goya-Boykott

Trump-Gegnern passen Unanues Lobesworte für den US-Präsidenten entsprechend nicht. In den sozialen Medien riefen sie umgehend zum Boykott der rund 2500 Goya-Produkte auf.

Die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez («AOC», 30), die puerto-ricanische Wurzeln hat, schloss sich dem Protest an. Sie müsse jetzt wohl ihre eigene «Adobo» herstellen, twitterte AOC in Anspielung auf die spanische Würzmischung der Firma – und postete kurz darauf schon das Rezept.

Der texanische Bürgermeister Julian Castro (45), Minister unter Obama und Präsidentschaftsbewerber bei den demokratischen Vorwahlen, twitterte: «CEO-Chef Unanue lobt einen Präsidenten, der Latinos verunglimpft und böswillig angreift, um einen politischen Gewinn zu erzielen. US-Amerikaner sollten zweimal darüber nachdenken, Goya-Produkte zu kaufen.»

Worum es Trump wirklich geht

Das Trump-Lager wiederum kündigte an, nun besonders viele Goya-Produkte zu kaufen. Präsidentensohn Donald Trump Jr. (42) twitterte, die «linke Mafia» wolle «eines der grössten hispanischen Unternehmen Amerikas abschaffen», weil der Präsident «grosse Führungsstärke» gezeigt habe. Seine Schwester Ivanka Trump schloss sich dem Lager der Goya-Verfechter nun an – auch wenn zu bezweifeln ist, dass die Bohnen tatsächlich regelmässig auf dem Speiseplan der Präsidententochter stehen.

Bei all dem gehts aber am Ende nicht um die Bohne, sondern um die Wurst. Der US-Präsident zielt seit neustem auf die lateinamerikanische Wählerschaft. Während des Besuchs von Goya-CEO Unanue unterzeichnete Trump eine Initiative, die Latinos in den USA einen besseren Zugang zu Arbeit und Bildung verschaffen soll. Einen Tag vorher hatte er bereits Mexikos Staatschef Andrés Manuel López Obrador (66) empfangen – laut dem US-Präsidenten ein «guter Mann und mein Freund».


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