Nach einem Bericht des «Telegraph» eruieren Parteimitglieder wie Aussenminister Boris Johnson, Innenministerin Amber Rudd und Brexit-Minister David Davis, ob sie als Regierungschefin ersetzt werden sollte.
Der «Sun» zufolge wollen hochrangige Mitglieder zwar definitiv einen anderen Premier. Ein Sturz der Regierungschefin solle jedoch erst frühestens in sechs Monaten herbeigeführt werden, da sonst Labour-Chef Jeremy Corbyn an die Macht kommen könnte.
Die Nachrichtenagentur Reuters hatte aus Tory-Kreisen erfahren, May werde vorerst ihren Posten behalten.
Führende konservative Politiker wollten sich öffentlich nicht auf die Zukunft Mays festlegen lassen. Es sei unmöglich zu sagen, ob sie Ende des Jahres noch Regierungschefin sein werde, sagte etwa der Abgeordnete David Jones der BBC. «Theresa May ist sicherlich die stärkster Anführerin, die wir im Moment haben.»
Sein Kollege Owen Paterson erklärte, man «muss sehen, wie es läuft». Er wies darauf hin, dass die Gespräche über den geplanten EU-Austritt Grossbritanniens in wenigen Tagen beginnen sollen.
Die «Times» schrieb, May stehe «vor dem Abgrund». Das Land sei «faktisch führungslos» und «so gut wie unregierbar».
Mitten im Parteichaos der Tories steht die Premierministerin ab sofort auch noch ohne Stabsführung da. Laut britischen Medien sind Nick Timothy und Fiona Hill, die sich die Leitung von Mays Stab teilten, am Samstagnachmittag zurückgetreten – auf Druck zahlreicher verärgerter Parteiminister.
May wollte sich durch die vorgezogene Wahl ein noch stärkeres Mandat für die EU-Gespräche einholen. Stattdessen verloren ihre Konservativen die absolute Mehrheit im Unterhaus und sind nun auf die Zusammenarbeit mit einer kleineren Partei angewiesen. Grossbritannien dürfte damit geschwächt in die Brexit-Verhandlungen gehen.