Konjunktur
Welthandel wächst laut WTO langsamer als erwartet

Genf – Der Welthandel wächst 2016 nach Einschätzung von Experten noch langsamer als zu Jahresbeginn befürchtet. Statt eines im April prognostizierten Wachstums auf dem Vorjahresniveau von 2,8 Prozent geht die WTO jetzt von nur noch 1,7 Prozent aus.
Publiziert: 27.09.2016 um 14:39 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 07:09 Uhr
WTO-Generaldirektor Roberto Azevèdo warnt: «Die dramatische Verlangsamung im Handel sollte als Weckruf dienen.»
Foto: Keystone/SALVATORE DI NOLFI

2016 werde das Jahr mit dem langsamsten Wachstum des Welthandels seit der Finanzkrise 2009, erklärte die Welthandelsorganisation (WTO) am Dienstag in Genf. Auch für das kommende Jahr korrigierte die WTO Erwartungen nach unten. Statt der ursprünglich für 2017 prognostizierten Zunahme des Waren- und Dienstleistungsverkehrs um 3,6 Prozent geht die Organisation nun von 1,8 bis höchstens 3,1 Prozent aus.

«Die dramatische Verlangsamung im Handel sollte als Weckruf dienen», sagte WTO-Generaldirektor Roberto Azevèdo. 2016 ist bereits das fünfte Jahr hintereinander mit einem Plus von weniger als drei Prozent. Zu den Ursachen zählt die WTO die Abkühlung in Schwellenländern wie China und Brasilien sowie ein geringeres Wachstum in Nordamerika als noch 2014/15.

Für den weiteren Jahresverlauf sowie für 2017 gebe es noch «diverse Unsicherheiten», mahnte die WTO. Dazu zählt die Organisation auch die «möglichen Folgen der Abstimmung für den Brexit im Vereinigten Königreich».

Als besorgniserregend bezeichnete Azevèdo, dass in dieser Situation die Globalisierungskritik weiter zunimmt. Diese dürfe nicht zu einer verfehlten Handelspolitik führen. Für wirtschaftliches Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen brauche die Welt mehr globalen Handel.

Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) haben gemäss dem WTO-Papier Schwierigkeiten, ihre Waren weltweit zu verkaufen. Aufwendige Zollverfahren, Finanzierungsschwierigkeiten und Informationsdefizite sind für KMU die grössten Hürden beim Zugang zu den Weltmärkten.

So seien KMU gegenüber Grossunternehmen etwa bei der Kreditvergabe benachteiligt. Meist zahlten sie höhere Zinsen und Gebühren als Grosskonzerne, heisst es bei der WTO. Zudem ist die Logistik für viele KMU ein Problem.

Weiter schöpften KMU das Potenzial nicht voll aus, welches das Internet mit dem Onlinehandel und Geschäftsplattformen biete. Insbesondere in Entwicklungsländern hätten KMU mit Schwierigkeiten wie fehlendem Knowhow, Geldmangel oder behördlichen Beschränkungen von internationalen Geldtransfers zu kämpfen.

Die WTO fordert in ihrem Bericht eine verstärkte Zusammenarbeit und Koordination zwischen den internationalen Organisationen, um den KMU den Zugang zum Aussenhandel zu erleichtern.

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