Konferenz in Genf befasst sich mit heimtückischen Waffen
Krieg den Killer-Automaten

Sie spüren ihr Ziel auf und entscheiden selbst, ob sie es angreifen: Selbstdenkende Killer-Waffen sind auf dem Vormarsch. Von Genf aus versucht man, sie zu aufzuhalten.
Publiziert: 28.08.2018 um 07:21 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2018 um 15:42 Uhr
Guido Felder

Mehrere Staaten tüfteln an einer neuen, heimtückischen Waffe: dem Killer-Automaten. Er könnte das Zeitalter einer neuen Art der Kriegsführung einleiten. Diese Woche versuchen in Genf Abrüstungsexperten aus über 75 Ländern, diese Entwicklung zu stoppen. Ihr Ziel: ein weltweites Verbot.

Im Gegensatz zu einer herkömmlichen automatischen Waffe, bei der ein Ziel programmiert werden kann, entscheidet die Software eines Killer-Automaten zusätzlich autonom darüber, ob sie einen Angriff einleiten soll oder nicht.

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Wäre geeignet für den autonomen Einsatz: die britische Tarnkappen-Drohne BAE Systems Taranis.
Foto: ZVG

Konkret: Eine Drohne erfasst mit einer Kamera Menschen und erkennt, dass diese Personen Waffen tragen und wegen der Bärte Männer sein müssen. Wenn bei dieser Feststellung das Objekt als Feind eingestuft wird, schiesst das Fluggerät automatisch eine Rakete ab. Ähnlich könnte es sich auch mit einer Lenkwaffe abspielen.

Könnte auf eigene Leute schiessen

Weltweit kämpfen mehrere Organisationen gegen den Vormarsch dieser selbstdenkenden Killer-Maschinen – darunter die in Grossbritannien ansässige «Article 36», die sich nach dem entsprechenden Artikel des ersten Zusatzprotokolls zu den Genfer Konventionen über den Schutz von Kriegsopfern benennt.

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Die Schweizer Vertreterin Maya Brehm zu BLICK: «Ein solches System, bei dem nicht ein Mensch über einen tödlichen Einsatz entscheidet, ist höchst problematisch.» Es würden sich Fragen stellen wie: Kann das System erkennen, ob ein Feind sich gerade ergeben will oder verletzt ist? Ob die Zielperson zwar eine Waffe trägt, aber Jäger ist? Ob der erkannte Soldat nicht ein Kamerad der eigenen Truppe ist?

Vorreiter in Israel und Südkorea

Schon stünden an den Grenzen von Israel und Südkorea Vorreiter solcher Systeme im Einsatz. Brehm: «Selbstschussanlagen erkennen unter anderem mit Infrarot und Bewegungsmeldern Eindringlinge und nehmen sie ins Visier. Noch wird der Befehl zum Angriff von Menschen erteilt, das System wäre aber bereit, automatisch zu handeln.»

Man geht davon aus, dass Länder wie die USA, Russland China, Israel, Südkorea und Grossbritannien an selbstdenkenden Killer-Robotern arbeiten.

Ein Thema auch in der Schweiz

In der Schweiz besteht zwar keine Absicht, solche vollautonomen Systeme einzuführen. Aber auch hier stehen Waffen auf dem Einkaufszettel, die immerhin ein Ziel automatisch erkennen und erfassen können – so etwa das neue Boden-Luft-Verteidigungssystem. Aus diesem Grund fordert Brehm eine Diskussion im Parlament, wie weit man bei der Automatisierung gehen darf. Dazu sind bereits zwei Vorstösse eingereicht worden.

Noch kennen wir automatische Kampf-Roboter nur aus Science-Fiction-Filmen. Experten rechnen aber mit vollkommen autonomen Waffensystemen bis in 20 Jahren. Oder wie es Maya Brehm mit Schaudern sagt: «Wir sind nahe dran!»

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