Bei der Regionalwahl in der nordspanischen Region Katalonien haben die Unabhängigkeitsbefürworter laut Hochrechnungen die absolute Mehrheit errungen. Wie die Behörden nach Auszählung von 64 Prozent der Stimmen heute Abend mitteilen, kommt das Bündnis Junts pel Sí (Gemeinsam für das Ja) von Regionalpräsident Artur Mas auf 62 Sitze im Regionalparlament, die linke Unabhängigkeitsbewegung CUP errang zehn Sitze.
Mit 72 der 135 Sitze im Parlament stellen beide gemeinsam künftig die absolute Mehrheit. Den Teilergebnissen zufolge erreichten beide Bündnisse zusammen 47,8 Prozent der Stimmen.
Die linksradikale CUP rief zu zivilem Ungehorsam gegenüber der spanischen Zentralregierung aufgerufen. Der Wahlausgang habe Kataloniens «Souveränität» deutlich gemacht. Das sagte CUP-Chef Antonio Baños am Sonntag vor Anhängern in Barcelona. «Ab morgen kann und sollte das Gesetz von den Katalanen missachtet werden», fügte er mit Blick auf Vorgaben aus Madrid hinzu. Dies betreffe «ungerechte Gesetze». «Heute wurde die Republik geboren», beschwor Baños ein unabhängiges Katalonien.
Regionalpräsident Artur Mas kündigte die Fortsetzung seines Unabhängigkeitskurses an. In Barcelona feierten jubelnde Menschen und schwenkten katalanische Flaggen. Vor Mas' Bündnis und der CUP dürften allerdings noch schwierige Koalitionsverhandlungen liegen, da die CUP die Sparpolitik des konservativen Regionalpräsidenten ablehnt. Auch über die Strategie zur Erlangung der Unabhängigkeit könnte es Streit geben.
Die Separatisten hatten angekündigt, bei einem Wahlsieg einen Prozess der Abspaltung Kataloniens von Spanien einzuleiten. Madrid will dies aber nicht zulassen. Die in Madrid regierende konservative Volkspartei (PP) sprach den Unabhängigkeitsbefürwortern den Sieg allerdings ab. Die «Mehrheit der Katalanen» habe gegen eine Unabhängigkeit gestimmt, erklärte PP-Sprecher Pablo Casado mit Blick auf den Stimmenanteil der Befürworter von unter 50 Prozent. «Wir werden die Einheit Spaniens weiter verteidigen», fügte er hinzu.
«Diejenigen, die nach Sitzen gewonnen haben, haben nicht nach Stimmen gewonnen, also haben sie das Plebiszit verloren», sagte auch der Chef der katalanischen Sozialisten, Pedro Sánchez, die 16 Sitze errangen. Seine Partei setzt sich für mehr Autonomie ein, lehnt eine Unabhängigkeit Kataloniens aber ab. (SDA)