Der Favorit in den Meinungsumfragen, Iván Duque von der ultrarechten Partei Demokratisches Zentrum (CD), will die Vereinbarung im Fall seines Sieges überarbeiten. Der 41-jährige Senator lehnt auch die Friedensgespräche mit den noch nicht entwaffneten ELN-Rebellen ab.
Für den Anwalt und Ökonomen Duque, zu dessen Wahlbündnis evangelikale Politiker gehören, wollten in Umfragen zuletzt 41 Prozent der Wahlberechtigten stimmen. Damit lag er zwölf Prozentpunkte vor seinem Konkurrenten Gustavo Petro.
Der auf Platz zwei liegende Petro von der Bewegung Menschliches Kolumbien unterstützt das Abkommen und will einen ähnlichen Pakt mit der ELN-Guerilla schliessen. Der 58-jährige ehemalige Stadtpräsident der Hauptstadt Bogotá entstammt den Reihen der Guerillaorganisation M-19. Diese wurde bereits 1990 zu einer politischen Partei, die seitdem einen gemässigten Kurs verfolgt.
Die übrigen Kandidaten dürften abgeschlagen hinter Petro folgen: der rechte ehemalige Vizepräsident Germán Vargas, der Vertreter der Liberalen Partei und ehemalige Friedensdelegierte der Regierung, Humberto de la Calle, und der Mitte-links-Politiker Sergio Fajardo. Keinem von ihnen wird den Umfragen zufolge zugetraut, auf mehr als zehn Prozent der Stimmen zu kommen.
Weitere Themen des Wahlkampfs waren unter anderem die soziale Ungerechtigkeit, die grassierende Korruption und die Drogenmafia. Die Wahllokale öffneten um 8 Uhr Ortszeit (15 Uhr MESZ) für acht Stunden. Erste Ergebnisse wurden für Montag erwartet.
Da weder auf Duque noch auf Petro mehr als 50 Prozent der Stimmen entfallen dürften, ist damit zu rechnen, dass es am 17. Juni einen zweiten Wahlgang gibt. Wahlberechtigt sind etwa 36 Millionen Menschen.
In einer Volksabstimmung über das mit den Farc-Kämpfern im September 2016 geschlossene Friedensabkommen lehnte eine knappe Mehrheit der kolumbianischen Bevölkerung den Vertrag ab - anders als in den Umfragen zuvor vorhergesagt.
Präsident Juan Manuel Santos, der für das Abkommen mit den Farc-Kämpfern von Ende 2016 den Friedensnobelpreis erhielt, scheidet am 7. August aus dem Amt. Nach zwei Amtszeiten darf er nicht erneut kandidieren. Seine Zustimmungswerte sind ohnehin auf unter 20 Prozent gesunken.
In einer Twitter-Botschaft zum Ende des Wahlkampfes appellierte er an die Wähler, die «enorme Bedeutung» der Wahlen für Kolumbien zu bedenken. «Wir müssen damit weitermachen, Frieden zu schaffen», schrieb Santos.