Kolumbien
Chef der kolumbianischen Farc-Rebellen bittet Opfer um Vergebung

Bogota – Der Chef der Farc-Rebellen in Kolumbien hat zu Beginn seines Prozesses die Opfer von Übergriffen der Guerilla um Vergebung gebeten. Er werde sich bemühen, das «Unmögliche» zu schaffen, damit sie «die Wahrheit» über das Geschehene erfahren könnten.
Publiziert: 14.07.2018 um 03:24 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 16:43 Uhr
Rodrigo «Timochenko» Londoño, Chef der kolumbianischen Farc-Rebellen, bat die Opfer des Terrors seiner Organisation zum Prozessauftakt am Freitag um Vergebung.
Foto: KEYSTONE/AP/FERNANDO VERGARA

Dies sagte Rodrigo «Timochenko» Londoño am Freitag in Bogotá. Die Farc akzeptiere die Verantwortung, die sie trage, fügte Londoño hinzu.

Der Prozess gegen die Anführer der Farc ist Teil des Friedensvertrags aus dem Jahr 2016. Vor dem Sondergericht für Frieden (JEP) werden die Kommandeure etwa zu Anschuldigungen wegen Entführungen aussagen.

Die Guerrillagruppe Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (Farc) hatte ein halbes Jahrhundert lang gegen die Regierung in Bogotá gekämpft. Mehr als 260'000 Menschen wurden getötet. Etwa sieben Millionen Menschen flohen vor der Gewalt, mehr als 60'000 weitere werden vermisst. Im November 2016 schlossen beide Seiten ein Friedensabkommen. Die Farc gab darauf ihre Waffen ab und tritt seitdem als politische Partei auf.

Der damalige Präsident Juan Manuel Santos hatte für das Abkommen mit den Friedensnobelpreis erhalten. Sein konservativer Amtsnachfolger Iván Duque sieht das Abkommen jedoch kritisch. Er hatte nach seinem Wahlsieg im Juni Korrekturen am Friedensvertrag angekündigt.

Erstmals seit dem Ende des Bürgerkriegs in Kolumbien müssen sich die früheren Kommandeure der linken Guerillaorganisation Farc vor Gericht verantworten. Der ehemalige Guerilla-Chef Rodrigo Londoño und weitere ranghohe Ex-Mitglieder der Farc erschienen am Freitag in der Hauptstadt Bogotá im Sitz der Sonderjustiz für den Frieden (JEP).

Andere liessen sich durch Anwälte vertreten oder waren per Video zugeschaltet. Zunächst wurden die früheren Rebellen-Anführer lediglich mit den Vorwürfen konfrontiert. Sollten sie ihre Taten einräumen, werden ihnen erhebliche Strafnachlässe gewehrt.

In dem ersten Verfahren geht es um bis zu 8500 Entführungen in den Jahren 1993 bis 2012. Die Farc-Rebellen verschleppten Tausende Menschen, um mit den Lösegeldern ihren bewaffneten Kampf gegen den Staat zu finanzieren.

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