Kolumbianische Regierung und Farc reichen sich die Hand
Nach 50 Jahren Krieg endlich Friede

In Kolumbien schweigen die Waffen. Nach einem jahrzehntelangen Krieg unterzeichnen die Regierung und die Farc-Rebellen am Donnerstag einen Friedensvertrag. Das Abkommen wird in der Schweiz aufbewahrt.
Publiziert: 23.06.2016 um 17:06 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 09:45 Uhr
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Auch Frauen und Kinder unterstützten die Farc-Rebellen.
Foto: AP

Seit einem halben Jahrhundert herrscht in Kolumbien Bürgerkrieg. Im blutigen Konflikt zwischen linken Rebellen, Paramilitärs, Drogenmafia und Armee sind über 260’000 Menschen getötet worden. 6,6 Millionen wurden vertrieben.

Nun gibt es grosse Hoffnung auf eine Beruhigung der Lage. Nach jahrelangen Verhandlungen haben sich die Farc-Rebellen und die kolumbianische Regierung auf ein Waffenstillstands-Abkommen geeinigt. Die Waffen sollen nicht nur vorübergehen, sondern für immer schweigen. Beide Seiten sagen übereinstimmend: «Wir haben uns über einen definitiven Waffenstillstand und eine Einstellung der beidseitigen Feindseligkeiten verständigt.»

Farc-Kommandant Carlos Lozada twitterte: «Am Donnerstag, den 23. Juni, werden wir den letzten Tag des Krieges verkünden.» Die Verhandlungen für einen Friedensvertrag sollen bis zum Nationalfeiertag vom 20. Juli abgeschlossen sein.

Ablass für politische Delikte 

Der historische Vertrag wurde am Donnerstag in Havanna unterzeichnet. Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte seine Teilnahme angekündigt. Eine vom französischen Diplomaten Jean Arnault geleitete UNO-Mission soll über die Umsetzung des Vertrages wachen.

Die Vereinbarung sieht eine «möglichst weitgehende Amnestie» für «politische Delikte» und damit in Verbindung stehende Taten vor. Ausgenommen sind Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und schwere Kriegsverbrechen. Im Vertrag werden auch Gebiete festgelegt, in denen etwa 7000 Farc-Rebellen unter Aufsicht der UNO entwaffnet werden sollen.

Die «Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia», kurz Farc, sind die grösste Guerillaorganisation Lateinamerikas. Sie wird von verschiedenen Ländern, darunter die USA, als Terrororganisation eingestuft. Sie hat Tausende von Kindern als Soldaten zwangsrekrutiert.

In der Schweiz aufbewahrt

Das Schlussabkommen zur Beendigung des Konflikts und zum Aufbau eines dauerhaften Friedens in Kolumbien soll in der Schweiz aufbewahrt werden. Darauf hatten sich Kolumbiens Regierung und die Rebellen der FARC vor gut einem Monat geeinigt.

Aus einer gemeinsamen Erklärung der kolumbianischen Regierung und der FARC vom 19. Mai geht hervor, dass das Schlussabkommen unmittelbar nach seiner Unterzeichnung dem Schweizerischen Bundesrat zur Aufbewahrung übergeben werden soll. Mit der Aufbewahrung des Abkommens durch die Schweiz wollen die Parteien seiner Bedeutung als besondere Vereinbarung im Rahmen der Genfer Konventionen Rechnung tragen.

Der Schweizer Aussenminister Didier Burkhalter begrüsste am Donnerstag das Zustandekommen des Waffenstillstands. Es handle sich zweifelsohne um ein historisches Ereignis für Kolumbien. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hatte die Verhandlungen zwischen der Regierung Kolumbiens und der FARC mit spezialisierter Expertise unterstützt. (gf/sda)

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