Die Krebsabteilung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in Zusammenarbeit mit einem Forscherteam der Universität Regensburg in Deutschland an einer europaweiten Studie gearbeitet. Dabei fanden sie heraus, wie unterschiedlich hoch das Risiko für Krebs bei vier verschiedenen Körperformen ist. Die Resultate wurden im «British Journal of Cancer» veröffentlicht, wie das «Deutsche Gesundheitsportal» berichtet.
Die vier Körperformen wurden mathematisch aus den sechs anthropometrischen Merkmalen berechnet. Anthropometrie ist die Lehre der Berechnung der Masse des menschlichen Körpers. Dazu gehören Grösse, Gewicht, Body-Mass-Index (BMI), Taillenumfang, Hüftumfang und das Verhältnis von Taille zu Hüfte.
Dafür wurden Daten der «European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition»-Studie, kurz EPIC, verwendet, bei der zwischen 1990 und 2000 über 340'000 Frauen und Männer aus neun europäischen Ländern untersucht wurden. Die Personen waren damals alle zwischen 35 und 65 Jahre alt.
Vier Körperformen – verschiedene Risiken
Die erste Körperform weist einen hohen Anteil an Körperfett auf, ist also tendenziell übergewichtig. Dabei konnte ein erhöhtes Krebsrisiko für zehn verschiedene Krebsarten festgestellt werden: Knochenmark-, Dickdarm-, Brust-, Nieren-, Enddarm-, Leber-, Gebärmutter-, Speiseröhren-, Gallenblasen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Bei der zweiten Körperform werden grosse Menschen mit geradem Körperbau beschrieben. Da gilt ein höheres Risiko für fünf verschiedene Krebsarten. Darunter Brust-, Haut- und Schilddrüsenkrebs.
Körperform Nummer drei sind Personen, die vor allem Fett am Bauch haben. Dort gibt es ein erhöhtes Risiko für zwölf unterschiedliche Krebsarten und ein Gesamtkrebsrisiko. Die Krebsarten sind: Bauchspeicheldrüsen-, Lippen-, Mundhöhlen-, Magen-, Speiseröhren-, Dickdarm-, Haut-, Kehlkopf-, Speiseröhren-, Schilddrüsen-, Lungen-, Nieren- und Prostatakrebs.
Die vierte und letzte Körperform ist ein athletischer Körperbau – hier haben die Forschenden kein erhöhtes Risiko ausgemacht.
Anja Sedlmeier von der Universität Regensburg erklärt: «Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die derzeitige Krebsbelastung im Zusammenhang mit Übergewicht und Körpergrösse wahrscheinlich unterschätzt wird und die abgeleiteten Körperformen neue Einblicke in die Krebsentstehung und -diagnose ermöglichen.» Sie sieht die «Herleitung und Definition von unterschiedlichen Körperformen als einen neuen und vielversprechenden Ansatz». (lrc)