Krankheiten, die durch Mücken oder Zecken übertragen werden, könnten in den kommenden Jahrzehnten in Europa häufiger auftreten. Das Verbreitungsgebiet der Überträger etwa von Dengue-Fieber, Leishmaniose oder Chikungunya vergrössere sich rapide, mahnen Forscher. Über neue Erkenntnisse berichten sie auf dem Europäischen Kongress für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ECCMID) von Samstag bis Dienstag in Amsterdam.
Als Gründe für die Entwicklung nennen Forscher in einer Mitteilung zum Kongress unter anderem den Klimawandel und die zunehmende Globalisierung. Diese Veränderungen ermöglichten es Mücken und Zecken, neue Lebensräume in Europa zu erschliessen – auch in der Schweiz.
Dengue in Frankreich, Malaria in Griechenland
In den letzten zehn Jahren habe es etwa in Frankreich und Kroatien Dengue-Ausbrüche gegeben, in Griechenland sei Malaria aufgetreten, in Italien und Frankreich Chikungunya und in weiten Teilen Süd- und Mitteleuropas das West-Nil-Fieber. Allein von dieser Erkrankung wurden 2018 in den EU-Mitgliedstaaten mehr als 1500 Fälle registriert.
Längere Hitzeperioden verlängerten das Zeitfenster für die Ausbreitung solcher Erkrankungen und begünstigten grössere Ausbrüche, betonte Giovanni Rezza vom italienischen Gesundheitsministerium: «Wir müssen uns darauf vorbereiten, mit solchen tropischen Infektionen umzugehen.»
Frühzeitige Vorbeugung in Europa ist entscheidend
So könnten etwa Sandmücken bis Ende der 2060er Jahre ihr Verbreitungsgebiet in Mitteleuropa deutlich ausweiten, berichten Experten weiter. Die Mücken können die Erreger der Leishmaniose übertragen.
«Angesichts der anhaltenden Verbreitung von invasiven Mücken und anderen Überträgern in ganz Europa müssen wir Ausbrüche antizipieren und frühzeitig eingreifen», erklärte Jan Semenza vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in Stockholm. Die Gesundheitsbehörden müssten die Überwachung verbessern und Frühwarnsysteme einrichten. (SDA/szm)