Indiens Unterschrift unter den Klimaschutzvertrag war lange fraglich. Denn das aufstrebende Land ist zwar nach China und den USA der drittgrösste Emittent von Kohlendioxid (CO2). Pro Einwohner liegt der Ausstoss aber nur bei 1,8 Tonnen pro Jahr. Mit 7,6 und 16,5 liegen China und die USA deutlich darüber. Die 28 EU-Staaten kommen im Schnitt auf 6,7 Tonnen.
Auf der UNO-Klimakonferenz in Marrakesch im November werde sich Indien stark für die Wahrung der Rechte von Entwicklungsländern einsetzen, kündigte Dave an. «Wir mussten sicherstellen, dass unsere Interessen geschützt sind, wenn der Vertrag zur Ausführung kommt. Und mit 'uns' meinen wir alle Entwicklungsländer, von denen Indien eine Führungsrolle übernommen hat.»
Ein wichtiges Anliegen in Marokko werde daher die Frage sein, wie Geldmittel und Technik in die Entwicklungsländer kämen, um dort den Kampf gegen den Klimawandel zu unterstützen.
Mit Indiens Ratifizierung ist der Weg so gut wie frei für das erste global verbindliche Klimaabkommen. Der in Paris ausgehandelte Vertrag, der die gefährliche Erderwärmung stoppen soll, muss von mindestens 55 Staaten ratifiziert werden, die zusammen für mindestens 55 Prozent aller Treibhausgase stehen.
Die USA und China, die zusammen rund 38 Prozent aller Klimagase weltweit ausstossen, haben den Klimapakt bereits im September ratifiziert. Mit Indiens Unterschrift ist auch das zweite Kriterium fast erfüllt: Nach UNO-Angaben steuert Indien zu den bislang versammelten Emittenten von 47,79 Prozent der Treibhausgase noch 4 Prozentpunkte dazu.
Am nächsten Freitag wird wahrscheinlich auch die Europäische Union den Vertrag ratifizieren. Indien und die EU würden dann als Vertragspartner beim ersten Treffen im Rahmen der UNO-Klimakonferenz in Marrakesch ab dem 7. November mit am Tisch sitzen.
Schon vor einem Jahr hatte Indien den 2. Oktober, den Geburtstag des Nationalhelden Mahatma Gandhi, gewählt, um seine Klimaziele zu verkünden. Gandhi (1869 - 1948) war ein pazifistischer Streiter für Menschenrechte und gegen die englische Kolonialherrschaft in Indien.
Sowohl Präsident Mukherjee als auch Premierminister Narendra Modi betonen seit Jahren die Vorbildfunktion des Freiheitskämpfers auch in Umweltfragen.