Klima-Abkommen soll heute unterzeichnet werden
195 Staaten wollen sich verpflichten

Es geht darum, um wieviel Grad sich die Erde noch erhitzen darf – und wer wieviel dafür bezahlen soll. Mit den angestrebten Massnahmen soll sich der Planet nicht mehr als 2 Grad weiter erwärmen. Oder reicht das alles etwa doch nicht?
Publiziert: 12.12.2015 um 08:48 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:15 Uhr
Foto: KEYSTONE/EPA/NICK COBBING

Bei der UNO-Klimakonferenz liegt nach Angaben der französischen Gastgeber der abschliessende Entwurf für ein Klimaschutzabkommen vor. Der Text solle den Delegierten aus 195 Staaten am Samstag um 11.30 Uhr vorgelegt werden.

Dies verlautete in der Nacht aus dem Büro des französischen Aussenministers und Konferenzvorsitzenden Laurent Fabius in Le Bourget bei Paris. Noch am Nachmittag soll der Entwurf angenommen werden. Es wäre der erste Vertrag, mit dem sich nahezu alle Staaten auf Klimaschutz verpflichten.

Demonstration vor der Klima-Konferenz in Paris. Heute sollen sich 196 Länder auf einen Weltklimavertrag einigen.
Foto: KEYSTONE/EPA/JOSE RODRIGUEZ

Zuvor hatte Fabius die Teilnehmer zur Kompromissbereitschaft aufgerufen. Am Freitag waren beträchtliche Spannungen deutlich geworden. Eine selbst ernannte Koalition der Ehrgeizigen aus EU, USA und zahlreichen Entwicklungsländern warnte davor, bei den Bestimmungen zum Klimaschutz hinter dem letzten Textentwurf zurückzubleiben.

Erderwärmung auf 2 Grad begrenzen

Ziel des neuen Abkommens ist es letzten Entwürfen zufolge, die Erderwärmung auf 1,5 bis zwei Grad zu begrenzen. Umstritten ist nach wie vor die Frage der Finanzhilfen für Entwicklungsländer. EU und USA wollen hier künftig auch finanzstarke Schwellenländer zur Kasse bitten, diese lehnen das ab.

Laurent Fabius warnte die Teilnehmer davor, zu hoch zu pokern: «Wenn jeder auf seinen 100 Prozent besteht, dann gehen alle mit null Prozent nach Hause.»

Wegen anhaltender Differenzen hatte Gastgeber Frankreich die Konferenz um einen Tag verlängert. In fieberhaften Gesprächen im kleinen Kreis suchten Minister und Unterhändler am Freitag nach Kompromissen bei den heftig umstrittenen Kernpunkten. Auch Staatschefs schalteten sich ein.

Entwurf erst nach stundenlangem Ringen

In der Nacht zum Samstag wurde dann nach stundenlangen Beratungen der endgültige Textentwurf niedergelegt. Nach einer Übersetzung in die sechs offiziellen UNO-Sprachen soll er am Samstagmorgen von Fabius vorgestellt und den Vertretern der Gipfelteilnehmer in einer Plenarsitzung übergeben werden. Im Falle einer Zustimmung soll er einige Stunden später verabschiedet werden.

Die Schweizer Delegation war am Freitag bis 6 Uhr früh am Verhandeln. Bundesrätin Doris Leuthard reiste dann zurück in die Schweiz und wird am Samstag wieder in Le Bourget vor den Toren von Paris erwartet, wie Delegationschef Franz Perrez vor den Medien sagte. Zum Schweizer Team stiess Bruno Oberle, Chef des Bundesamtes für Umwelt (BAFU).

Massnahmen könnten zu milde sein

Hoffnung schöpften Umweltschützer aus der Ankündigung, dass Brasilien sich der informellen Allianz für einen ehrgeizigen Klimavertrag anschloss. Christoph Bals von Germanwatch sah ein Anzeichen, dass sich Schwellen- und Industrieländer aufeinander zu bewegen. «Es zeichnet sich ab, dass Brasilien, Südafrika und Mexiko eine wichtige Brückenrolle für das Abkommen spielen können.»

Umweltschützer fürchten allerdings, dass die Detailregelungen nicht ausreichen, um die Erderwärmung wie geplant auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Mit den bisher vorgelegten nationalen Klimaschutzplänen würde die Temperatur auf der Erde um etwa 2,7 Grad steigen.

Indien sieht die alle fünf Jahre geplanten Nachbesserungen der Ziele mit Skepsis und sieht zunächst die Industriestaaten in der Pflicht, die historisch viel mehr CO2-Emissionen in die Atmosphäre gepustet haben.

«Die entwickelten Länder wehren sich etwas gegen die Pflicht, Geld an die Entwicklungsländer zu zahlen», sagte der Umweltminister von Guatemala, Andreas Cord Lehnhoff Temme, der Deutschen Presse-Agentur. Ein Knackpunkt sei die Frage, ob die Hilfen freiwillig oder verpflichtend werden sollten. (SDA)

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